Bericht Hauptversammlung Blue Cap 2015
Am 7.8.2015 fand die Hauptversammlung der Blue Cap statt. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit mindestens 99 % der Stimmen angenommen, woran man generell der Aktionäre ablesen kann. Im Verzeichnis der anwesenden Aktionäre, waren vor allem Kleinaktionäre eingetragen, institutionelle Anleger oder Fonds waren praktisch nicht vertreten, da die Aktie noch klein ist, was aber auch Potenzial verspricht.
Alleinvorstand Hanspeter Schubert präsentierte etwas leidenschaftslos und nüchtern die Finanzzahlen des letzten Jahres, die beim Umsatz etwas nachgegeben haben, da es ein Verkauf gab und Neuerwerbungen noch nicht umsatzseitig voll wirksam wurden. Der Strategie kleine technologiegetriebene Unternehmen mit kurzfristigen Problemen durch neues Management wieder auf die Beine zu helfen und diese Firmen dann langfristig zu halten und zu entwickeln soll beibehalten werden. Schubert gab sich im Ausblick aber sehr defensiv, ganz so als wollte er die Aktie gar nicht anpreisen. Exemplarisch hob er allerdings andeutungsweise einige Highlights des letzten Jahres hervor, wie die exklusive Zusammenarbeit von em-tec mit Sartorius und auch einige wichtige Vertragsabschlüsse anderer Tochterunternehmen hervor. Die Diskussion bewegte sich allerdings auf einem eher oberflächlichen Niveau und Schubert konnte teilweise kritische Fragen freundlich, aber bestimmt erklären, bzw. abwiegeln. Wünschenswert wäre aber noch eine klarere Darstellung der Produkte und Stärken der einzelnen Unternehmen, sowie ein bestimmterer Ausblick über die nächsten Jahre. Im kurzen persönlichen Gespräch stellte Schubert den Mehrwert der lokalen Geschäftsführer heraus, die noch besser incentiviert werden sollen. Eine Dividende soll es geben, wenn es die Mittel zulassen, was aber beim Geschäftsmodell aber eigentlich auch keinen Sinn ergibt, da freie Mittel ja wieder angelegt werden sollen und immer noch KE unternommen werden.
Bewertung Geschäftsmodel, Produkt, Wettbewerbsvorteil und Marke der Blue Cap Aktie
Blue Cap ist eine Holding die in Unternehmen des deutschen Mittelstandes investiert, die sich in Umbruchsituationen befinden, aber gleichzeitig über starke technologische Produkte und eine führende Position in einer Marktnische verfügen. Die Blue Cap möchte durch einen zeitlich begrenzten Ressourceneinsatz von Eigenkapital diese Potenziale in 1-2 Jahre heben und kommt damit vom Prinzip einer Private Equity Fond sehr nahe, von denen man sich aber auch durch die langfristige Haltedauer unterscheidet. Durch die überschaubare Größe der Blue Cap kommen auch kleinere Unternehmen als Akquisitionsziele in Frage, was ein Vorteil sein kann.
Die einzelnen Portfoliounternehmen sind eigenständig und unternehmerisch geführt und umfassen Ende März 2015 folgende Unternehmen:
- INHECO Industrial Heating and Cooling GmbH (Laborzulieferer)
- WISAP Medical Technology (Medizintechnik)
- Planatol Wetzel / Planatol System (Klebstoffe)
- Biolink (Klebstoffe)
- Gämmerler (Maschinenbau)
- SMB David (Maschinenbau)
- em-tec (Medizintechnik)
- Nokra (Spezialmaschinenbauer)
Die Unternehmen kommen meiste aus dem Sektor Klebstoffe, Maschinenbau und Medizintechnik, die aber in Schieflage geraten sind oder die Nachfolgeproblematik nicht lösen konnten. Die Produktqualität ist gut, was auch namhafte Kunden der Tochtergesellschaften, wie Airbus, Audi, Qiagen, Sartorius und BASF belegen. Natürlich läuft nicht jede Restrukturierung reibungslos, so muss bei Gämmerle wohl ein Standort geschlossen werden, die Firma steht aber nicht, wie wo anders berichtet vor der Insolvenz.
Die Firmen können danach verkauft werden, aber auch, wenn sie profitabel sind der Cash-Flow für weitere Zukäufe genutzt werden. Wenn eine Sanierung nicht funktioniert, besteht keine größere Gefahr für den Mutterkonzern, da man das Unternehmen, dann in die Insolvenz gehen lässt. Die Tochterunternehmen werden aber von der Holding operativ und auch finanziell unterstützt.
Als Restrukturierungsunternehmen winken sehr hohe Renditen, wenn diese erfolgreich verlaufen, da das Eigenkapital für den Kauf meist überschaubar ist, die Bewertung bei einer Erholung aber schnell ein Vielfaches sein kann, was beispielsweise Aurelius sehr erfolgreich gemacht hat. Da man den operativen Durchgriff hat, ist das Geschäftsmodell attraktiv und die Produkte teilweise sehr gut. Einen echten nachhaltigen Wettbewerbsvorteil hat man aber nicht, da für solche Firmen auch andere Unternehmen als Käufer in Frage kommen.
Auch ist Blue Cap noch relativ unbekannt was dazu führt, dass man nicht so viel eigenständigen Deal Flow erhält, auch wenn der Gründer in (Süd-)Deutschland gut vernetzt ist.
7/10
Research über Markt, Wettbewerb und Marktperspektive der Blue Cap Aktie
Blue Cap ist im Private Equity Bereich tätig, aber nur in einem Teilbereich, nämlich Restrukturierungen ohne Fremdkapital, was krisenresistenter ist, denn gerade bei einer Finanzkrise steigt die Zahl attraktiver Kaufgelegenheiten und es besteht weniger die Gefahr aufgrund hoher Schulden Kredite nicht bedienen zu können. Durch die große Anzahl an möglichen Nachfolgeregelungen und den niedrigen Euro sind die Marktaussichten der Beteiligungsgeschäftes sicherlich nicht schlecht.
Wettbewerber oder ähnliche Firmen mit einer aber deutlich höheren Marktkapitalisierung sind Aurelius, Mutares, Indus Holding und Gesco, sowie zahlreiche Private Equity Fonds.
Die Medizintechnik hat sehr gute Zukunftsaussichten und Margen, der Maschinenbau ist zyklisch und nur in der Nische stark und Klebstoffe sind der Chemie zuzurechnen und daher auch abhängig von der Weltwirtschaft. Mit Gämmerler ist man außerdem in der schwierigen Druckbranche tätig, wo auch der größte Sanierungsfall des Unternehmens zu finden ist.
7/10
Management, Strategie, Investor Relations und Unternehmenskultur der Blue Cap Aktie
Blue Cap wird von Dr. Hannspeter Schubert geleitet, der seine Karriere als Wirtschaftsprüfer begann und zahlreiche M&A Transaktionen begleitete. 2006 übernahm Schubert den Vorstand bei der Blue Cap AG und hält inzwischen ca. 45% der Aktien, was für eine hohe unternehmerische Motivation spricht. Das Team hat inzwischen eine sehr gute Sanierungsserfahrung und lässt die Portfoliounternehmen weitgehend autonom agieren. Es ist zukünftig außerdem geplant die einzelnen Vorstände noch stärker am jeweiligen Unternehmenserfolg zu beteiligen, was zu einer starken unternehmerischen Zentrierung sollte.
Die Strategie und Unternehmenskultur ist auf eine langfristige Wertsteigerung ausgelegt und sehr dezentral mit einer günstigen Holding. Eine Dividende gibt es nicht, macht aber auch keinen Sinn, da es immer wieder zu Kapitalerhöhung kommt und es aus einer steuerlichen Perspektive schlauer ist das Geld im Unternehmen zu lassen damit neue Firmen zu kaufen.
9/10
Analyse Wachstum, Gewinn, Bilanz und Margen der Blue Cap Aktie
Seit 2011 hat Blue Cap den Umsatz fast vervierfacht und auch die Profitabilität soll in 2015 und 2016 stark ansteigen und die vier Immobilien mit einem Wert von ca. 20 Mio. Euro sichern den Kurs nach unten ab, auch wenn diese durch ausstehende Kredite eher als Durchlaufposten betrachtet werden sollten. Das Nettoergebnis 2014 wurde deutlich höhere Steuern belastet, da Verlustvorträge aufgebraucht worden sind, operativ steigert man sich aber organisch im mittleren einstelligen Prozentbereich, was ordentlich ist.
Durch den Ausbau der Medizintechnik sollten auch die Margen steigen und auch das Umsatzziel von 100 Mio. Euro relativ schnell erreicht werden. Die Strategie und der Fokus macht Sinn und ist vielversprechend.
8/10
investresearch Beurteilung und Bewertung der Blue Cap Aktie
Ein kleiner Wert mit einem gewissem Risiko, aber solides Management und Portfoliofirmen machen Blue Cap für Nebenwerteinvestoren interessant um relativ günstig auf den deutschen Mittelstand zu setzten. Die Firmen werden relativ günstig eingekauft und verfügen durchaus über technologische Stärken, was in der Branche sonst nichts Standard ist. Operativ nauf KGV-Basis ist die Firma nicht unterbewertet, da man aber die einzelnen Portfoliofirmen zusammenzählt (die ja auch verkauft werden können), besteht Luft nach oben und Anleger haben die Chance bei einer möglichen größeren Erfolgsstory noch relativ dabei zu sein.
7,5/10
=> Faires KGV: 18
Das faire KGV wurde aus der investresearch Aktienbewertungsmethode abgeleitet. Aktien kaufen Sie idealerweise mit dem besten Online Broker.
(Alle gemachten Angaben ohne Gewähr. Die Inhalte spiegeln nur die Meinung und Erfahrung des Autors ohne Beeinflussung durch Entlohnung von Dritten wieder. Es wird regelmäßig mit auf investresearch analysierten Aktien in den vom Autor verwalteten Wikifolios und privat gehandelt. Es handelt sich nicht um eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf)
Blue Cap Aktienkurs
Name | Blue Cap |
ISIN | DE000A0JM2M1 |
WKN | A0JM2M |
Kürzel | B7E-XE |
Anlageuniversum | Aktien Sonstige |
Faires KGV | 17 |
investresearch Bewertung | 7,5 |
Unternehmensfaktoren | 7 |
Business Model | 6 |
Wettbewerbsvorteil | 6 |
Produktqualität | 8 |
Marke | 6 |
Marktfaktoren | 7 |
Marktwachstum | 7 |
Marktgrösse | 8 |
Wettbewerb | 6 |
Zyklen und Regulierungen | 7 |
Softfaktoren | 9 |
Management | 7 |
Unternehmenskultur | 8 |
Strategie | 9 |
Entrepreneurship | 10 |
Finanzfaktoren | 8 |
ROA | 4,02% |
EBIT Margin | 4,71% |
Umsatzwachstum 5J | 137,70% |
EBITDA Wachstum 5J | 141,75% |
KGV LTM bei Veröff. | 10,7 |
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