Ratgeber Aktienbewertung
Die Aktie sollte eine Grundlage in jedem langfristigen Portfolio bilden, da sie langfristig die höchste Rendite bringt und sowohl zur Wertsteigerung, als auch über Dividenden als Einkommensinstrument genutzt werden kann. Doch die Auswahl der richtigen Aktie fällt vielen schwer, gibt es ja so viele davon und auch Bewertungsmethoden gibt es mehrere. Der bekannte Ratschlag, dass man in Dinge investieren soll die man kennt, wurde von uns als Ansatz genommen das investresearch Aktienbewertungstool zu entwickeln, was sich komplizierter anhört als es ist.
Der Zweck des Aktienbewertungstools ist es die Stärke eines Unternehmens zu ermitteln, woraus man ein langfristigen fairen Gewinnmultiple ermittelt (KGV). Wenn dieses ermittelte faire KGV deutlich über dem aktuellen KGV des Aktienpreises ist, wäre dies eine Kaufgelegenheit. D.h. wenn ermittelt wird, dass die Firma aufgrund ihrer Marktstellung und Produkten ein KGV von 18 langfristig verdient hätte (Das Faire KGV was Sie in den Aktienanalysen unten erkennen können), aber das KGV aktuell nur bei 12 steht, dann wäre dies ein Grund die Aktie zu kaufen.
Um das faire KGV zu ermitteln schaut sich investresearch folgende vier Faktoren eines Unternehmens an:
- Produkt, Marke und Geschäftsmodell
- Markt und Marktperspektive
- Qualität des Managements und Unternehmenskultur
- Wachstum und Margen des Unternehmens
Diese vier Faktoren werden gleich gewichtet woraus ein Wert von 1-10 errechnet wird, wobei 10 das beste und 1 das schlechteste ist. Daraus kann man mit der Tabelle am Ende der Artikels das faire KGV ableiten.
Unternehmensfaktoren: Produkt, Marke und Geschäftsmodell
Auch in stagnierenden Märkten können Firmen, die eine herausragende Markenstellung, dank eines technologisch überlegenen Produkts, prosperieren. Bei den Unternehmensfaktoren wird die harte Marktstellung des Unternehmens untersucht, unabhängig von weichen Faktoren, wie Management und Kultur. Dazu gehört auch ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil und ein attraktives Geschäftsmodell, beispielsweise durch regelmäßige automatische Einnahmen. Je besser die Marktposition des Unternehmens, desto weniger kommt es auf die Qualität des Managements an, aber idealerweise ist die Aktienbewertung bei beiden positiv.
Konsequenterweise werden bei der Aktienbewertung diese vier Faktoren untersucht:
- Marke
- Produktqualität und Nutzen
- Comparative Advantage (Wettbewerbsvorteil)
- Geschäftsmodell
Markt und Marktperspektive
Ein Unternehmen in einem kleinen und schrumpfenden Markt wird sich schwer tun egal wie gut es ist. Auch kann ein bisher sehr erfolgreiches Geschäftsmodell durch Innovationen und Substitutionen unter Druck kommen wie dies bei Tageszeitungen der Fall war und vielleicht bei TV Sendungen auch passieren wird. In dieser Sektion wird angelehnt an Porter´s 5 Forces die Marktgröße, das erwartbare Marktwachstum, der Wettbewerb, sowie die Gefahr durch Regulierungen und Markteintritte untersucht.
Investresearch schaut sich diese Marktfaktoren bei der Aktienbewertung an:
- Marktgröße
- Marktwachstum
- Wettbewerb
- Markgefahr
Qualitative Faktoren: Management, Kultur, Strategie und Incentivierung
Auch in umkämpften Märkten, mit niedrigen Margen kann ein Unternehmen sehr erfolgreich sein, wie das Beispiel Amazon oder ALDI zeigt. Der Schlüssel ist hierzu ein außergewöhnlich gutes Management, das wie ein Unternehmer denkt oder einer ist und auch die Firmenkultur maßgeblich prägt. Wenn dann noch eine langfristige und richtige Strategie gefahren wird, wird sich das auch im Aktienkurs und Unternehmenswert eines Tages wiederspiegeln. Eine positive Unternehmenskultur ist auch deshalb wichtig, da sie die besten Mitarbeiter anzieht und hält, was in unserer Informationsgesellschaft immer wichtiger wird. Bei der Incentivierung wird positiv bewertet, wenn der Gründer des Unternehmens noch CEO ist oder dieser maßgeblich am Unternehmen beteiligt ist und auch weiter zukauft. Auch eine aktionärsfreundliche Strategie und Politik wird positiv bewertet
Bei diesen soften Faktoren fließen folgende Einschätzungen in die Aktienbewertung mit ein
- Qualität des Managements
- Unternehmenskultur
- Langfristige Strategie
- Insider Buying und Incentivierung
Wachstum und Margen bei der Aktienbewertung
Einer der wichtigsten Faktoren für die Qualität eines Produkts oder einer Firma ist das Wachstum, den wenn der Gewinn und der Umsatz steigt, muss das Produkt gefragt sein und die Firma etwas richtig machen. Idealerweise steigt der Gewinn dabei stärker als der Umsatz, was ein Anzeichen für ein skalierbares Geschäftsmodell und gesundes profitables Wachstum ist. Je höher außerdem die EBIT Marge ist, desto besser ist das Unternehmen am Markt positioniert, da es höhere Preise als die Konkurrenz durchsetzten kann oder deutlich effizienter arbeitet. Hohe Margen sind auch ein guter Risikopuffer in Krisenzeiten, da das Unternehmen bei sinkenden Preisen immer noch profitabel bleiben kann, was Unternehmen, die bei 2-3 % EBIT Marge arbeiten meist nicht gelingt.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Qualität des Unternehmens sind die Return on Assets. Je weniger Kapital eine Firma benötigt um zu wachsen desto besser und desto effizienter kann das Kapital eingesetzt werden. Wenn beispielsweise die Eröffnung einer Eisdiele 100.000 Euro Investition erfordert und danach 10.000 Gewinn bringt, wäre das ein akzeptabler Return on Assets von 10%. Wenn jedoch ein Kiosk 20.000 Euro Investition erfordert und ebenfalls 10.000 Euro Gewinn bringt, wäre dies aber das bessere Geschäftsmodell, da das Unternehmen schneller wachsen kann und einen RoA von 50% aufweisen würde. Industrieunternehmen haben meist niedrige RoA´s, da sie für ihre Produktion Fabriken benötigen, die oft ständig erneuert werden müssen, was zu hohen Kapitalkosten führt. Ein Softwareunternehmen hat oft hohe Return on Assets, da es vor allem gute Mitarbeiter benötigt und zu geringen Kosten mehr produzieren kann.
Investresearch achtet also auf folgende vier quantitativen Qualitätsmaßzahlen:
- Wachstum des Umsatzes
- Wachstum des Gewinns
- EBIT(DA) Marge
- Return on Assets
Daraus wird das Rating von 1-10 für die quantitativen Faktoren abgeleitet.
Anwendung des fairen KGV´s
Aus diesen 4×4 Faktoren wird ein Rating von 1-10 ermittelt, wobei 10 der Idealwert eines Unternehmens wäre. Ein Unternehmen, dass ein 9,2 Rating erhält hat somit ein deutlich höheres Multiple „verdient“ als ein Unternehmen mit Rating 6,0. Das Rating des Unternehmens kann sich natürlich ändern, aber nicht so schnell, wie sich Aktienkurse ändern.
Mit folgender Tabelle wird das faire KGV aus der Unternehmensbewertung (Durchschnittsbewertung 1-10 der 16 Faktoren) abgeleitet.
Wenn Sie nun ein faires KGV von einer Aktie aus investresearch entnehmen, können sie dies mit dem aktuellen KGV der Aktie vergleichen indem sie den die Marktkapitalisierung durch den letzten oder zukünftigen Jahresgewinn teilen. Wenn es dort zu signifikanten Abweichungen kommen würde, wäre dies ein Grund die Aktie zu kaufen oder zu verkaufen.
investresearch glaubt, dass dieser Ansatz bei der Aktienanalyse transparenter und langfristiger ist, als die eher kurzfristig ausgerichteten Aktienanalysen der Investmentbanken. Natürlich ist bei den jeweiligen Ratings auch eine subjektive Einschätzung, aber lassen Sie es uns gerne wissen, wenn und warum sie anderer Meinung sind, dann werden wir gegebenenfalls unserer Einschätzung anpassen.
Im Portfoliomanagement bildet das faire KGV die Grundlage des QFMA Modells, wo man bestimmen kann wie hoch eine Aktie im Portfolio gewichtet ist. Die investresearch Makromatrix dient als Risikomodell.