Ratgeber Portfolio aufbauen und Arten von Investmentportfolios
Die Struktur eines Investmentportfolio bestimmt zu welchen Anteilen die verschiedenen Assetklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe in ihrem Portfolio enthalten sind was man Strategic Asset Allocation oder strategisches Portfoliomanagement nennt.
Warum ist die Portfoliostruktur so wichtig?
Was viele nicht wissen: Für die finanzielle Performance bei einem normalen Privatinvestor ist es meist nicht entscheidend welche Aktie oder Tagesgeldkonto er auswählt, sondern wie er sein Vermögen auf die verschiedenen Assetklassen verteilt. Dies machen nämlich nur wenige richtig, ist aber umso wichtiger um eines Tages die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen oder eine gute Performance bei relativ niedrigen Schwankungen zu erreichen.
Bei der Auswahl des richtigen Mix an Assets spielen dabei die drei Faktoren Rendite, Risiko und Verfügbarkeit eine Rolle, die das Assetdreieck bilden, da man nie alle drei Faktoren gleichzeitig haben kann und das Ziel ist es die Assetklassen bestmöglich zu kombinieren, dass die maximale Rendite erzielt wird und dabei auf Risiko- und Liquiditätspräferenzen Rücksicht genommen wird.
Denn der eine Satz, der für die Geldanlage für Privatinvestoren unbegrenzt gültig ist, dass man so breit streuen soll wie möglich und damit ist nicht nur die Streuung innerhalb einer Assetklasse wie Aktien gemeint, sondern auch eine Streuung bei den Assetklassen, da man so das Risiko senken oder die Rendite erhöhen kann und das Maximale aus seinem Kapital herausholen kann. Dabei gilt das je weniger korreliert eine Assetklasse oder Asset zu den anderen ist, desto besser, da man so von den Vorzügen der Portfoliotheorie profitiert, die besagt, dass nur mit Streuung der perfekte Mix aus Rendite und Risiko erreicht werden kann.
Was sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen Assetklassen?
Folgende Assetklassen kommen für den Vermögensaufbau oder Erhalt in Frage und lassen sich beliebig zu einem Portfolio mischen. Sie haben aber jeweils unterschiedliche Nach- und Vorteile:
- Aktien und Unternehmensbeteiligungen
- Anleihen und Kredite
- Immobilien
- Rohstoffe
- Wertgegenstände
- Sparguthaben und Bargeld
Das folgende Video teil diese Assetklassen in 3 Gruppen ein und erklärt warum Aktien und Immobilien so wichtig sind:
Aktien und Unternehmensbeteiligungen
Aktien bringen langfristig im Durchschnitt die beste Rendite, da sie einen Anteil an einer Firma verkörpern, die im Normalfall wächst, da die Profite reinvestiert oder ausgeschüttet werden und man auch von Firmenwerten wie Marken und Know-How profitiert. Die Rendite von Aktien ist aber schwer für einen bestimmten Zeitraum kalkulierbar, da sie von den Entwicklungen an den Börsen abhängt.
Aktien sind an einer Börse notiert, was aber auch bedeutet, dass jederzeit ein Preis für sie verfügbar ist, was Aktien einerseits liquide macht, d.h. ich kann sie jederzeit in Cash umwandeln, andererseits wird auch der Wert sich oft ändern, was bei Verlusten zu Ängsten und Schmerzen führen kann. Was ebenso oft vernachlässigt wird ist, dass Aktien durchaus einen Schutz gegen langfristige Inflation bieten, da Unternehmen ihre Preise entsprechend anpassen, was dann entsprechend die absoluten Gewinne erhöht.
Aktien kann man dabei direkt kaufen (Ratgeber Aktien kaufen) oder über ETF´s (Ratgeber ETF´s kaufen) oder auch Wikifolios und Investmentfonds. Der Unterscheid ist dabei nur, dass die Assetklasse Aktie beim nicht Direktkauf weiter gestreut wird, was aber jährliche Gebühren mit sich bringt. Es ist aber genau das gleiche wie ein Direktkauf, nur anders verpackt. Beim Direktkauf sollte man sich aber vorher über das Unternehmen informieren und eine Meinung dazu haben, was beispielsweise mit den Aktienanalysen von investresearch.net möglich ist.
Wer ein größeres Vermögen besitzt oder Unternehmensgründer ist, der hält Anteile an einem Unternehmen wie einer Aktie und profitiert hier einerseits vom jährlich anfallenden Gewinn des Unternehmens, aber auch vom Wertgewinn aufgrund des organischen Wachstums des Unternehmens. Dieser Wertgewinn muss dabei nur bei Veräußerung besteuert werden, was Aktien und Unternehmensbeteiligungen für die langfristige Geldanlage steuerlich eignet, da man nur die Auschüttungen (Dividenden) mit der Kapitalertragssteuer versteuern muss.
Anleihen und Darlehen
Anleihen sind an der Börse gehandelte Kredite von Firmen und Staaten und lassen die Rendite zum Laufzeitende genau kalkulieren, solange der Kreditnehmer nicht insolvent geht. Anleihen schwanken dabei durchaus im Kurs, was an unterschiedlichen Einschätzungen der Kreditwürdigkeit des Anleihenemittenten, sowie den Schwankungen des Marktzinses aller Anleihen liegt, was vor allem von den Zentralbanken beeinflusst wird. Anleihen bringen eine stetige Rendite, sind aber im möglichen Wertgewinn beschränkt, da die Rückzahlungssumme fixiert ist.
Anleihen sind insgesamt niedrigeren Schwankungen unterworfen als Aktien, da selbst wenn eine Firma pleite gehen würde, erst die Aktionäre den kompletten Wert verlieren und die Anleihenbesitzer aus dem Rest der Insolvenzmasse entschädigt werden.
Bei Anleihen gilt, dass je höher das Risiko des Anleihenherausgebers ist, desto höher ist der Zinssatz den man nehmen kann. Anleihen sind aber anders als Aktien auf eine maximale Rückzahlungssumme beschränkt und erlauben es nicht vom Wachstum eines Unternehmens zu profitieren. Anleihen können Sie ebenfalls über ETF´s kaufen, was empfehlenswerter ist, da man sich nicht um Neukauf nach Ablauf der Anleihe und Streuung kümmern muss.
Ein privater Kreditvertrag ist dabei einer Anleihe ähnlich, nur wird er nicht täglich gehandelt.
Immobilien
Für die meisten Immobilienbesitzer ist ihr Haus der größte Anteil ihres Vermögens. Immobilien sind dabei Aktien nicht unähnlich, da sie sowohl eine stetige kalkulierbare Rendite oder Mietersparnis abwerfen, als auch einen möglichen Wertgewinn erzielen können. Immobilien können also zwischen Aktien und Anleihen angesiedelt werden und sind daher im Normalfall eine gute Anlage. Der Unterscheid ist, dass nicht jeder Tag der Preis der Immobilie festgestellt wird, was die Nerven des Investors schont.
Was aber oft auch unterschätzt wird ist das Risiko und die wahre Rendite von Immobilien. Wer ein Haus oder Wohnung kauft, nimmt dafür meist einen Kredit auf und verschuldet sich. Obwohl dies zwar gute Schulden sind, hat man mit einer Immobilie ein Klumpenrisiko, d.h. wenn eine Wohnung für 300.000 Euro mit 200.000 Euro Kredit finanziert wird und die Wohnung nach 3 Jahren nur für 250.000 Euro verkaufbar ist, so hat man die Hälfte seines Kapitals verloren, was durchaus passieren kann. Dazu kommen die hohen Transaktionskosten aus Notar, Makler und Grunderwerbssteuer, was Immobilien für die kurz- und mittelfristige Anlage wenig attraktiv machen. Positiv ist jedoch, dass man Immobilien nach 10 Jahren steuerfrei verkaufen kann und so diesen Kapitalgewinn nicht versteuern muss.
Die wahre Rendite einer Immobilie muss aber auch die Ausgaben für Instandhaltung und Bewirtschaftung mit einberechnen, und dies macht eine Immobilie doch zu einem im Normalfall sehr defensiven und renditearmen Investmentobjekt. Zwar kann man Glück haben und von Booms in einzelnen Innvierteln von Großstädten profitieren, aber dies gilt nicht für die Mehrzahl der Immobilienbesitzer.
Eine Alternative die die Nachteile Transaktionskosten, Klumpenrisiko und Bewirtschaftung ausgleicht sind Immobilienaktien, die außerdem täglich gekauft und verkauft werden können. Wer sich also für den Kauf eines Mietobjekts interessiert sollte sich daher stark überlegen alternativ nicht auf einen Mix von Immobilienaktien zu setzten.
Rohstoffe
Rohstoffe wie Gold oder Öl arbeiten nicht für ihr Geld, d.h. ihre Rendite, wenn man davon sprechen kann hängt von der Wertentwicklung des Preises ab, was je nach Rohstoff sehr unterschiedliche Faktoren haben kann.
Gold hat dabei seit Jahrtausenden die Funktion einer Reservewährung und Werterhalt und eignet sich für die Beimischung in einem Portfolio um vom möglichen Wertgewinn während einer Krise zu profitieren und damit das Risiko eines Portfolios senkt. Gold kann aber auch sehr riskant sein, wenn man zu Zeiten kauft wo viel spekulatives Geld in Gold geflossen ist. Interessant ist, dass man zu Zeiten des Antiken Roms mit einer Unze Gold ca. 300 Brot kaufen konnte, was auch für die westliche Welt heute gilt.
Gold kann man sowohl physisch in Barrenform oder in Münzen kaufen oder auch über ETF`s oder Zertifikate. Vor allem die anderen Rohstoffe wie Öl oder Weizen handelt man am besten über Terminbörsen mit Futures oder mit anderen Wertpapierprodukten, wo man die Ware selber nicht anfasst.
Bei Rohstoffinvestments sollte man sich aber bewusst sein, dass es ein Zero-Sum game ist, d.h. was man gewinnt, muss ein anderer verlieren und umgekehrt, wär jedoch spekulativ dort investieren möchte, der kann mit CFD´s bei hoher Hebelwirkung traden.
Wertgegenstände
Wertgegenstände wie Kunst, Uhren oder Schmuck oder seltene Sammlerstücke sind ebenso Teil des Vermögens. Im Normalfall war der Grund des Erwerbs jedoch weniger die Rendite, sondern mehr die Sammelleidenschaft oder die Lust sich an der Schönheit des Objektes zu erfreuen. So behalten seltene Statussymbole wie Hermestaschen oder Schweizer Uhren oft durchaus ihren Wert, jedoch zahlt man beim Kauf den teuren Vertrieb mit.
Wer aktiv sich in einem Segment der Kunst oder Wertgegenstände investieren und sammeln möchte muss allerdings wissen, dass er sich dort sehr gut auskennen sollte und gut auskennen tun sich meist nur echte Kunstliebhaber, für die dann wiederum nicht die Rendite oder der Verkauf entscheidend ist.
Der Vorteil von Wertgegenständen ist jedoch, dass man sich an ihrem Besitz erfreuen kann und sie ebenso wie Rohstoffe in Krisenzeiten zur Diversifikation des Vermögens beitragen können oder als eine Art letzte Reserve dann auch veräußert werden.
Bargeld und Kontoguthaben
Während Sparguthaben auf einem Girokonto oder Tagesgeldkonto immerhin noch eine niedrige Rendite bringt, verliert Bargeld aufgrund der Inflation ständig an Wert. Halten Sie daher Bargeldbestände niedrig, obwohl es durchaus sinnvoll sein kann ein paar tausend Euro oder Dollar auch in bar im Schließfach oder versteckt zu halten, da man nie weiß was einmal passieren kann.
Zu den Kontoguthaben gehören auch verschiedene Währungen und die Möglichkeit mit diesen zu spekulieren (Forex). Hier gilt aber ebenfalls das beim FX Trading, dass es ein Zero-Sum Game ist, auch wenn der Anteil an spekulativen Geldern im größten Markt der Welt aufgrund der hohen realwirtschaftlicher Bedeutung geringer ist. Der Wärhungsmarkt ist außerdem rund um die Uhr offen und man muss für den Kauf einer Währung immer eine andere verkaufen und alle Währungspaare sollten im Gleichgewicht sein.
Für Fortgeschrittene gibt es hier noch den Carry Trade, was aber noch riskanter ist.
Wie setzt man eine richtige Portfoliostruktur um?
Der erste Schritt für den Aufbau einer richtigen Portfoliostruktur ist, dass man wirklich ehrlich zählt, welches Vermögen man besitzt, d.h. auf der Habenseite hat und welche Kredite dem jeweils entgegen stehen. Gehen Sie also die Liste durch und schreiben Sie auf was Sie besitzen und entnehmen Sie den Wert oder schätzten ihn.
Der zweite Schritt ist, dass Sie sich überlegen, welche Renditeerwartungen und Risikopräferenzen Sie haben, sowie ihre zukünftigen Einnahmen und Ausgaben zu schätzen, was auch mit ihrem Alter zusammen hängt oder möglichen größeren Ausgaben in der näheren Zukunft.
Eine von investresearch empfohlene Portfoliostruktur können Sie bezüglich Alter, Risiko, Vermögen und Einkommen mit dem unten stehenden Rechner kalkulieren. Dazu geben Sie einfach ihr Alter, Vermögen, sowie ihre Risikoneigung (10 sehr risikoreich) und ihr Handelsneigung (10= viele Trades) ein. Die Portfolioaufteilung ist nur ein grobe Richtschnur, kann Ihnen aber wertvollen Input geben:
Wenn sie bei den genannten Faktoren abweichen, können Sie die Struktur ja entsprechend anpasssen.
Im dritten Schritt sollten Sie die Portfoliostruktur entsprechend anpassen und sich auch vergewissern, dass es unterschiedliche Instrumente (Direktkauf, Fond, Wikifolio, ETF etc.) gibt um von der jeweiligen Assetklasse zu profitieren. Am besten haben Sie für jede Assetklasse und Strategie ein eigenes Depot oder Konto um besser den Überblick zu behalten. Wenn Sie mehr der aktive Anleger sind, dem Geldanlage Spass macht und der sich dafür interessiert wählen Sie eine aktivere Strategie (Ratgeber Aktienbewertung), wenn Sie mit 10% der Arbeit 90% des Ergebnisses erreichen wollen, wählen Sie eine passivere Strategie (Ratgeber Aktien kaufen über Indexfonds)
Eine Alternative dazu sind auch Weltfonds und ETF´s die entsprechend ihres Renteneintrittslater die Assets umschichten.
Was muss man bei einem Investmentportfolio sonst noch beachten?
Wenn Sie einmal ihr Portfolio ausgerichtet haben und damit zufrieden sind, müssen sie dies nur einmal jährlich überprüfen und neu gewichten. Wenn Aktien beispielsweise aufgrund der guten Entwicklung in drei Jahren einen deutlich höheren Anteil im Portfolio haben, könnten sie ein paar verkaufen und in Anleihen oder Immobilien investieren oder Sie nutzen ihr Einkommen nach Ausgaben (Ratgeber Geld sparen) um in unterrepräsentierte Assetklassen in ihrem Portfolio zu investieren.
Vergessen Sie dabei nicht, dass es um die langfristige Anlage geht und wenn Sie es verkraften können, dass Preise einmal stark einbrechen können, können Sie eine höhere Rendite erzielen. Sie würden ja auch nicht panikhaft ihr Haus verkaufen, wenn täglich jemand vorbei kommt und der plötzlich einen deutlich niedrigen Preis nur bietet als vor ein paar Wochen.