Vermeiden Sie mit folgenden Tipps Fehler bei der Geldanlage
Die effiziente Markttheorie basiert darauf, dass Menschen immer absolut rational handeln und Informationen daher korrekt an den Märkten verarbeitet werden, wodurch es langfristig keine Möglichkeit gäbe, den Markt zu schlagen.
In den letzten 25 Jahren hat die Wissenschaft mit der Behavioral Finance aber nachgewiesen, dass Menschen und Investoren nicht immer rational handeln, da es einige mentale Denkfehler in unsrem Gehirn gibt, die sowohl Profis, als auch Anfänger immer wieder machen.
Investresearch zeigt Ihnen daher welche Denkfehler wir alle bei der Geldanlage machen und wie Sie versuchen können diese zu umgehen.
Geldwertillusion
Die Geldwertillusion meint, dass die meisten Menschen Inflation im Wirtschaftsprozess vergessen, was vor allem bei niedriger Inflation gilt, die sich aber trotzdem bemerkbar macht.
Ein Beispiel ist, dass sich mehr Menschen über eine 2% Gehaltserhöhung bei 3% Inflation freuen, als über keine Gehaltserhöhung bei stabilen Preisen. Die Inflation ist dafür verantwortlich, dass Geldvermögen über die Zeit seine Kaufkraft verliert, und man die erhaltenen Zinsen von Tagesgeld oder Anleihen immer mit der Inflation vergleichen muss, was aber viele vergessen und dies daher ein häufiger Denkfehler ist.
Berechnen Sie also immer die Inflation mit ein und halten Sie sich vor Augen, dass wenn Sie in sehr sichere Anlagen wie Tagesgeld investieren, Sie dort derzeit (2014) real Geld verlieren, weswegen es Sinn macht auch in riskantere Anlagen wie Aktien oder ETF´s zu gehen.
Mentale Buchführung
Menschen teilen ihr Vermögen in verschiedene mentale Konten ein, für die sie unterschiedliche Entscheidungen treffen, wie Urlaubskonto oder Notgroschen.
So sind viele Konsumenten im Urlaub oder beim Weggehen spendierfreudiger, während beim Mittagessen auf jeden Euro genau geschaut wird. Auch werden Gewinne und Verluste beim Investieren in unterschiedlichen mentalen Konten verbucht, was zu falschen Entscheidungen führt. So gibt es die Geschichte des Mannes der ins Casino mit 5 Dollar geht und so oft gewinnt, dass er 100.000 Dollar in Chips hat. Er setzt nochmals auf Rot und verliert alles und als ihn seine Frau fragt wie es war, antwortet er: „Nicht so schlecht, ich habe nur 5 Dollar verloren“. Auch hier zeigt sich, dass man mit Chips in Spielbanken anders umgeht, als mit echtem Bargeld.
Dies ist auch ein Grund warum Demokonten von Tradingaccounts wenig bringen, da man mit Papiergeld anders umgeht, als mit echtem Anlagegeld, weswegen Sie lieber mit geringen echten Beträgen anfangen sollten.
Versuchen Sie also Gewinne und Verluste gleich zu behandeln und beim Investieren gehört es dazu, dass man zeitweise auch Verluste erleidet, die man aber nicht realisieren muss. Deswegen hilft es auch, sein Kapital breit zu streuen, da so Verluste aus einer Anlage ausgeglichen werden und man daher weniger den Anreiz hat eine falsche Entscheidung zu treffen und mit Verlust zu verkaufen.
Auch sollten Sie nicht den Fehler machen einen Kredit aufzunehmen, da sie eine Notreserve oder Sparschwein nicht anrühren wollen. Verbrauchen Sie erst alle ihr liquiden Mittel bevor Sie einen Kredit aufnehmen und wenn sie das nicht wollen verzichten Sie auf die Sache wofür Sie den Kredit benötigen würden.
Nichthandeln bei neuen Informationen und Ownership Bias
Menschen und Investoren haben die Tendenz, wenn Sie einmal eine Meinung gefasst haben diese bei neu aufkommenden Informationen nicht zu ändern. Dies nennt man auch den Status-Quo oder Konservatismus Effekt. Ein weiterer Effekt, der uns hindert ein Wertpapier zu verkaufen ist, da alles was man besitzt einem höheren Wert beimisst und man sich nur ungern von der Position trennt.
Gerade auch für Research bei Aktien ist man als Investor hier anfällig, da man nach langer Arbeit eine Entscheidung trifft und dann neue Informationen, die den Grund für diese Entscheidung in Frage stellen ignoriert. Während dies bei Value Aktien meist weniger dramatisch ist und ein Verkauf durch die Steuer meist teurer wäre, ist es beim Trading desaströs, sich nicht an neue Informationen oder Kursfeststellungen zu halten oder sogar noch nachzukaufen und damit eine verlustbringende Position vergrößert.
Schreiben Sie also die Hauptgründe für ein Investment auf und werden Sie hellhöhrig wen neue Informationen diese Investmentgründe betreffen und handeln sie auch entsprechend. Herausragende Trader können sehr schnell von einer Long Position in eine Short Position wechseln, wenn sie neue Informationen haben, die diesen Schritt rechtfertigen würden. Aber für alle Investoren gilt, dass man sich nie in ein Wertpapier verlieben sollte und, wenn die Zeit opportun ist, sich auch davon trennen sollte.
Risikoaversion
Verluste schmerzen mehr als Gewinne an Freude bringen, weswegen die meisten Menschen eine Risikoaversion entwickeln, wodurch erst die Versicherungsbranche entstanden ist, denn bei Versicherungen zahlt man eine deutliche Prämie, um keinen Verlust beim Schadensfall zu erleiden. Je nach Versicherung betragen aber die insgesamt bezahlten Prämien bis zum Dreifachen der ausbezahlten Schadenssummen.
Das interessante ist aber, dass die Menschen bei Verlusten risikoavers sind, bei möglichen Gewinnen aber risikoaffin, d.h. man kauft einerseits eine Versicherung, aber andererseits auch einen Lottoschein oder nimmt bei Glücksspielen teil, die im Durchschnitt nur Verluste bringen sich die Meisten also für die jeweils rational schlechtere Variante entscheiden. Einen meist größeren Effekt hat allerdings, gerade bei den Deutschen, dass man wegen der Angst vor möglichen kurzzeitigen Verlusten lieber auf eine vermeintlich sichere Alternative wie Tagesgeld setzt und daher zu wenige Anlageprodukte hat, die wirklich eine Rendite nach Inflation bringen.
Schließen Sie also keine unnötigen Versicherungen wie Handy oder Ähnliches ab und vermeiden sie Glücksspiel und überwinden Sie ihre Verlustangst und investieren Sie langfristiger in auch riskantere Anlagen wie Aktien.
Verfügbarkeitsheuristik und Herdenverhalten
Die Verfügbarkeitsheuristik bedeutet, dass wir Informationen, die wir selber oder über Freunde und Medien erlebt haben, als deutlich wahrscheinlicher einschätzen, als sie eigentlich sind.
Dies kann auch sehr negative Auswirkungen auf die Anlageentscheidung haben, denn wer beispielsweise im Jahr 2000 verlustreich Aktien gekauft hat, schwört sich beispielsweise, dies nie wieder zu tun und verpasst damit die Chance sein Vermögen zu entwickeln und finanziell unabhängig zu werden. Auch kann es aber dazu führen, dass man die Informationen seiner Umgebung kritiklos übernimmt und einem Herdentrieb damit folgt, der gerade bei Anlageentscheidungen leicht böse enden kann, denn wenn alle einer Meinung sind, bleibt niemand übrig mehr zu kaufen und die Stimmung ist so gut oder schlecht, dass man sich davon anstecken lässt, ohne die Fakten zu prüfen.
Versuchen Sie also Meinungen von den Fakten zu trennen und analysieren Sie gemachte Anlagefehler, anstatt auf Chancen zu verzichten.
Survivorship Bias
Der Survivorship Bias bedeutet, dass in der Statistik erfolglose Strategien oder Fonds aus der Stichprobe fallen, wodurch die „Überlebenden Fälle“ eine zu starke Performance aufweisen, als die eigentliche Grundgesamtheit erwarten würde.
Dieses Phänomen ist aus dem Asset Management bekannt und kann beispielsweise auch auf Wikifolios und Hedge Fonds übertragen werden. Bei den investierbaren Wikifolios handelt es sich um die „Überlebenden“, die aus einer viel größeren Anzahl an Wikifolios hervorgegangen sind und daher haben diese investierbaren Wikifolios eine bessere Rendite als der Markt, was aber daran liegt, dass viele schlechte Wikifolios nicht in der Statistik auftauchen. Eine beliebte Taktik war mit riskanten Strategien bei Wikifolio zu versuchen hohe Renditen zu erwirtschaften, was bei sieben von acht nicht klappte, aber bei einem Wikifolio durch Zufall dreistellige Renditen erzielt worden sind, wodurch viele Investoren angelockt worden sind. Deswegen ist es nicht wahrscheinlich, dass diese Performance in diesem Fall so weiter geht oder wiederholbar ist, wodurch die Anleger Verluste erleiden.
Sie sollten daher auch auf die Strategie, das Konzept, das Portfolio, sowie die Person bei der Auswahl von Investmentvehikeln achten und nicht nur auf die vergangene Rendite, denn selbst wenn Sie transparent erzielt worden ist, kann Sie sehr leicht auf diesem Survivorship Bias basieren.
Ankerheuristik
Viele Studien haben nachgewiesen, dass eine einmal genannte Nummer eine Auswirkung auf unsere Psyche hat auch wenn diese Nummer nichts mit dem Sachverhalt zu tun hat. Bei vielen Investoren spielt der Einkaufspreis einen wichtigen Anker, denn man immer wider erreichen möchte, was aber falsch ist, da sich die Lage geändert haben kann und die Aktie diesen Preis so schnell nie wird erreichen können
Als Investor sollten Sie daher am besten den Einstiegspreis vergessen und eine Aktie verkaufen, wenn Sie diese nicht wieder kaufen würden oder sie deutlich überwertet ist.
Die einige Ausnahme ist, Verlustpositionen gegen Ende des Jahres zu verkaufen und diese nach der Ablauffrist wieder zu kaufen um Steuern zu sparen.
Verlustvermeidung und Sunk Cost
Die meisten Anleger verkaufen Gewinnpositionen und halten an Verlustpositionen fest, obwohl es rationaler, besser und steuerliche effizienter wäre, das Gegenteil zu machen. Verluste tun weh und eine Realisierung würde bedeuten, dass man sich eine Niederlage oder Fehler eingesteht, weswegen man die Entscheidung verschiebt.
Noch schlimmer kann es sein, dass man ohne konkrete Informationen oder Research nochmals stärker nachkauft und somit gutem Geld schlechtem hinterher wirft. Jeder macht in seiner Research oder Annahmen Fehler und oft ändern sich auch unvorhergesehen die Marktbedingungen und auch die besten Investoren der Welt liegen zu einem Drittel der Fälle falsch.
Behandeln Sie Verlustpositionen als sunk costs und schrecken Sie nicht davor zurück diese zu realisieren. Gewinne sollten sie eher laufen lassen, da der Trend oder die Entwicklung oft noch weiter geht, als man es sich anfangs vorgestellt hat. Außerdem werden beim Verkauf Steuern fällig.
Overconfidence Effekt und Zurechnungsfehler
Diesen Fehler machen viele Politiker und Manager, aber natürlich auch Investoren. Wenn etwas gut läuft, dann wird der Erfolg als eigene Leistung verkauft, während bei Misserfolg die äußeren Umstände oder unvorhersehbare Ereignisse verantwortlich gemacht werden. Dazu kommt, dass die meisten Menschen optimistischer und sicherer ihrer Meinung sind, als der Wahrheit entspricht, was man auch die Ego-Falle nennt.
Seien Sie sich als Investor also auch bewusst, dass der Erfolg auch vom Zufall abhängig sein kann und machen Sie nicht den Fehler alle Gewinne ihren Fähigkeiten zuzuschreiben und Verluste als einmalige Ereignisse, die nicht zählen, weil dies oder das passiert ist. Werden Sie auch bei Managern hellhörig, die bei schlechten Entwicklungen alles auf das Marktumfeld schieben, denn eine gute Firma mit gutem Management, sollte auf alles vorbereitet sein.
Als Investor bleiben Sie bescheiden bleiben und versuchen Sie sich stetig zu verbessern und seien Sie sich bewusst, dass nichts absolut sicher ist, auch wenn Sie ihre Hausaufgaben und Research gut gemacht haben.
Emotionen
Zu guter Letzt spielen auch Emotionen aus Angst und Euphorie an der Börse eine große Rolle und das sowohl bei Profis wie Privatanlegern. So gibt es sogar Studien, die nachweisen, dass sich die Börsen bei gutem Wetter besser entwickeln, als bei schlechtem, da sich gutes Wetter positiv auf die Stimmung auswirkt, was sich wiederum auf steigende Kurse auswirkt.
Nach Kahnemann gibt es in unserem Gehirn zwei Reaktionsmechanismen, ein schnelles emotionales und ein langsames rationales und oft sind wir, gerade unter Stress nur für das schnell emotionale zugänglich, weswegen man dort oft unrationelle Entscheidungen trifft. Dieses schnelle reflexive System half uns früher in Krisen bei der Jagd, ist im Investmentprozess aber eher hinderlich.
Langfristig spielen Stimmungen bei Aktien zwar keine Rolle (Nur die Gewinnentwicklung), kurzfristig aber schon, weswegen es zu mehr Schwankungen an den Märkten kommt, als eigentlich rational wäre (Wobei dafür auch Computertradingalgorithmen eine Rolle spielen).
Sie sollten also versuchen nicht unter Stress oder unter starker Emotion Investmentscheidungen zu treffen und nicht in Kaufpanik oder Verkaufspanik verfallen. Wenn Sie den Hang zum Spieler haben, dann ist das aktive Investieren nichts für sie und Sie sollten eher langfristige ETFs und Wikifolios kaufen.
Diese Effekte sind nur eine grobe Zusammenfassung des Themas, wer sich mehr für Behavioral Finance interessiert, dem sind auch diese Bücher auf investresearch zu diesem Thema empfohlen