Ratgeber Welcher Anlegertyp bin ich?
Aktive Investoren kann man in mehrere Anlegertypen unterscheiden, die unterschiedlichen Denkschulen angehören und unterschiedliche Fertigkeitsstufen erreichen. Investresearch hat deshalb ein Modell entwickelt um aufzuzeigen welche Anlegertypen es gibt und wohin man sich weiterentwickeln kann. Das Modell ist natürlich nur ein Erklärungsansatz und bei vielen Investmententscheidungen und Investoren sind die Grenzen fließend.
Die investresearch Matrix der Anlegertypen
Es gibt in der investresearch Matrix der Anlegertypen drei Gruppen von Investorengruppen, die auf folgenden drei Faktoren beruhen:
- Emotionen
- Charts
- Unternehmensbewertungen
Von diesen drei Ansätzen ist prinzipiell der Investmentansatz basierend auf Unternehmensbewertungen, wie in Investmentbanken und Valueinvestoren verfolgen am Vielversprechendsten, aber auch hier muss man zwischen unterschiedliche Stufen unterscheiden und Profis in der Charttechnik oder der Stimmungsanalyse können einfachen Valueinvestoren überlegen sein.
Die höchste Stufe und die erfolgreichsten und besten Investoren, die oft auch der Hedgefondkategorie zugeordnet werden, sind diejenigen, die keiner der drei Faktoren zugeordnet sind, sondern alle Modelle verstehen und, wenn es nötig ist, auch anwenden können.
Im Folgenden möchte ich die 10 Anlegertypen beschrieben und erklären, wie diese ihre Investmententscheidungen treffen.
Anlegertypen | Emotionen | Charts und Trends | Unternehmensbewertung |
Level I | Tippfolger | Daytrader | Einfacher KGV Investor |
Level II | Gefühlsinvestor | Charttechniker | Finanzdatenanalytiker |
Level III | Sentimentinvestor | Fund. Trendfollower | VC Investor |
Level IV | Investment Virtuose |
Die Anlegertypen mit Emotionen:
Stufe I: Der Tippfolger
Der Tippfolger ist das typische Opfer, das in Filmen wie Boiler Room oder Wolf of Wall Street dargestellt wird. Er bekommt von Aktienbrokern oder sich anbiedernden Bekannten Investmenttipps, denen er oft folgt, ohne ein eigenes Konzept zu haben oder die nicht objektiven Informationen zu hinterfragen. Dies hat allerdings nichts mit Dummheit zu tun, sondern mit geringer Investmenterfahrung und der Tendenz nicht nein sagen gelernt zu haben. Gefährlich wird es wenn mit dieser Strategie im Aktienboom anfangs größere Erfolge erzielt werden und man der Quelle der Tipps blind vertraut, obwohl dieser Broker nicht die besten Interessen des Investors vertritt, da er an teuren Provisionen oder Börsenbriefen verdient.
Oft passiert es, dass der Tippfolger daher bei der nächsten großen Korrektur sehr viel Geld verliert und oft beim Tief verkauft und sich schwört nie wieder Aktien oder diese gekaufte Anlageklasse zu kaufen, was langfristig ein noch größerer Fehler sein kann.
Stufe II: Der Gefühlsinvestor
Der Gefühlsinvestor kauft Aktien oder Investmentprodukte basierend auf einem bestimmten Gefühl, dass in Zukunft beispielsweise mehr Smartphones verkauft werden oder er glaubt, dass beispielsweise Vietnamesen besonders fleißig sind und er daher in diesem Land investiert. Auch können volle Läden einer Marke ein Grund sein, für einen Gefühlsinvestor, eine bestimmte Aktie zu kaufen.
Diese Methode ist durchaus nicht schlecht und oft ein guter Ausgangspunkt um sehr erfolgreiche Investments zu entdecken, wie es Peter Lynch in One upon Wallstreet empfiehlt und vor nicht langer Zeit haben auch viele Investmentfonds nach dieser Strategie gehandelt. Das Problem ist jedoch, dass der Gefühlsinvestor wenig wirtschaftliches Verständnis hat und nicht weiß ob seine Erwartungen bereits in den Kursen enthalten sind und ob die Aktie gut oder teuer ist. Wer aber diese Strategie sehr langfristig fährt kann damit auch sehr erfolgreich sein, besonders wenn er in einer Nische tätig ist.
Stufe III: Der Sentimentinvestor
Der Sentimentinvestor (Engl. Stimmung) analysiert die aktuelle Stimmung an den Märkten und bei einzelnen Werten um festzustellen wie optimistisch oder pessimistisch die Anleger sind. Dazu kann man Internetforen, Twitter und Nachrichten analysieren und auch wie der Aktienkurs auf bestimmte Meldungen reagiert. Wenn beispielsweise eine Aktie nach sehr schlechten Zahlen steigt, ist es ein Zeichen, dass ein Boden erreicht worden ist, denn die Markterwartung war noch schlechter. Sentimentinvestoren überlegen sich auch Märkte wo die Stimmung besonders gut oder schlecht ist, was sich aber bald drehen könnte und gehen dann entsprechend eine Position ein. Oft können sie also auch den Contrarian Investoren, aber auch Trendfollowern zugerechnet werden, da sich positive Stimmungen auch verstärken können, was der Sentimentinvestor weiß.
Nach Soros Reflexivität gibt es nämlich die echte Realität an den Märkten und die derzeitig wahrgenommene Realität, was nicht immer im Einklang ist und Kaufgelegenheiten ermöglicht. Soros kann als der beste Vertreter der Sentimentinvestoren gesehen werden.
Chart und Trendinvestoren
Stufe I: Der Daytrader
Der Daytrader handelt oft mit großen Hebeln und relativ geringen Einsätzen (CFD´s)und folgt Tipps aus Internetgruppen oder eigenen Chartideen, ohne ein schlüssiges eigenes Konzept zu haben. Oft reagiert er bei Kursgewinnen oder Verlusten auch sehr emotional und verdient durch die hohe Handelsaktivität kein Geld, da selbst wenn Gewinne erzielt werden diese von den Provisionen aufgezehrt. Der Daytrader hat die Eigenschaften eines Spielers und Zockers und verklärt oft Gewinne und Verluste, was dazu führt, dass er immer wieder Geld nachschießt um auf den einen großen Gewinn zu warten. Daytrader sind daher lukrative Kunden für Banken und Brokerhäuser.
Entweder entwickelt der Daytrader sich zu einem Charttechniker mit Konzept, oder in einer anderen Investorenart weiter oder geht meist pleite. Daytrading kann jedoch zum Lernen und Einsteigen ganz nützlich sein und es schadet nicht in jungen Jahren hier ein paar Euros zu verspielen um daraus zu lernen.
Stufe II: Der Charttechniker
Der Charttechniker hat sich ein technisches System angeeignet nach dem er automatisch oder relativ emotionslos handelt. Dazu können Trendfolgesysteme gehören, die wissenschaftlich bewiesen funktionieren können, denn in den Kursen kann man zu einem gewissen Grad auch die derzeitige Stimmung in einem Wert oder Markt erkennen. Der Charttechniker setzt also meist auf mittelfristige bis längere Trends und hat feste Ausstiegspunkte um höhere Verluste zu begrenzen. Charttechniker sind aber Experten in der Analyse der Preisbewegungen und haben wenig Ahnung von den Fundamentals einer Aktie oder eines Marktes, was auch zu vielen erfolglosen Trades führt.
Die Turtel Trader oder der Trendfollower Thomas Henry können als erfolgreiche Beispiele aus dieser Kategorie genannt werden, die es mit der Analyse von Charts, Indikatoren und Trends zu einem Vermögen gebracht haben und strikt ihrem eigenen System gefolgt sind.
Stufe III: Der fundamentale Trendfollower
Der Fundamentale Trendfollower setzt auf langfristige Trends von denen er auch die zugrundeliegenden Fundamentaldaten wie Kapazitäten oder Unternehmensbewertung sehr gut versteht. Er nutzt die Trendanalyse aber um Einstiegszeitpunkte und Ausstiegszeitpunkte zu finden d.h. die Trendanalyse bildet das Timing ab, während die Fundamentale Analyse eine Filterfunktion übernimmt, indem beispielsweise nur in unterbewerteten Aktien long gegangen wird und in überbewerteten Aktien short.
Diese Strategie kann sehr erfolgreich sein, da sie das Beste aus beiden Welten kombiniert und wird von vielen erfolgreichen Hedge Fund Managern (Wie in dem Buch von Jack Schwager beschrieben), gerade bei Technologieaktien genutzt.
Value Investoren und Unternehmensbewertungen
Stufe I: Der einfache KGV Investor
Der einfache KGV Investor hat die BEdeutung des wichtigsten Indikators für Valueinvestoren erkannt und handelt danach. Er durchsuch Aktienlisten und Tipps daher nach dieser Kennzahl und kauft meist die am günstigsten bewerteste Aktie. Diese Valueansatz kann zwar ausreichen um den Markt zu schlagen, aber der einfache KGV Investor analysiert nicht weiter, wie dieses KGV zustande gekommen ist, wie schwankend es ist, und wie gut das Unternehmen eigentlich ist.
Ein KGV von 12 kann beispielsweise für einen schrumpfenden Industriewert sehr teuer sein, während es für ein Wachstumsunternehmen sehr billig wäre (Faires KGV). Der einfache KGV Investor liest auch gerne gängige Börsenzeitschriften analysiert aber nicht selber Unternehmen. Im Normalfall ist er so gut wie der Markt, macht aber auch oft den Fehler zu früh zu verkaufen oder auch Werte zu lange zu halten.
Stufe II: Der Finanzdatenanalytiker
Der Finanzdatenanalytiker hat oft Wirtschaft studiert oder arbeitet in einer Bank oder der Fondsbranche und versteht alle Finanzdaten sehr gut und analysiert auch Märkte und kann daher entscheiden welche Branchen stärker wachsen sollten und positioniert sich entsprechend. Diese Methode wird meist von Investmentbanken vorgenommen und kann sehr aufwendig sein.
Oft wird aber der Fehler gemacht Dinge zu prognostizieren, die man schlecht vorhersagen kann und durch die genauen Zahlen wird eine Exaktheit vorgegaukelt, die es so nicht gibt (Fooled by Randomness). Diese Researchanalysen haben daher oft auch einen zeitlich begrenzten Wert, tragen jedoch dazu bei, dass Märkte recht effizient sind, wenn viele Finanzanalysen für diesen erstellt werden.
Was Finanzdatenanalytiker oft vergessen ist die Qualität und Motivation des Managements und der Mitarbeiter, sowie die Finanzströme von möglichen neuen Produkten, denn die Perspektive dieser Investoren ist kurz- bis mittelfristig und weniger langfristig, da versucht wird auf einzelne Quartalsergebnisse zu wetten. Finanzdatenanalytiker sind aber ein wichtiger Teil der Investmentszene und tragen, wenn sie unabhängig sind, zu mehr Transparenz und Effizienz in den Märkten bei.
Stufe III: Der VC-Investor
Der VC-Investor investiert zwar nicht in Venture Capital, woher der Name abgeleitet ist, aber er geht wie ein VC-Investor vor indem er nicht nur die Finanzdaten und den Markt analysiert, sondern auch stark qualitativ vorgeht und auch eine Meinung zum Management, der Unternehmenskultur, sowie der Produktqualität hat. Auch denkt er sehr langfristig wie Warren Buffet und kann sich ausrechnen, wohin ein Unternehmens ich in 10 Jahren entwickeln kann. Der bekannteste Value Investor der Welt Warren Buffet setzt nämlich ganz stark auf Unternehmenskultur was eine der unterschätztesten Erfolgsfaktoren von Berkshire Hathaway ist. Die Finanzdatenanalyse sind daher nur die Basis der Unternehmensbewertung eines VC-Investors, denn viele interessante kleine Firmen haben gar keine belastbare Finanzdaten, die seriöse Analysen ermöglichen.
Das Investresearch Aktienbewertungsmodell ist auf VC-Investoren ausgerichtet, da es langfristig ist und die Qualität eines Unternehmens beurteilt.
Die Integration der drei Anlegertypen
Stufe IV: Der Investment Virtuose
Der Investment Virtuose kombiniert die drei Ansätze aus Stufe III und kann nicht nur auf Mikroebene sehr gut Unternehmen analysieren, sondern wählt für das Timing auch Sentimentanalysen und Charts auf und er versteht die Makrozusammenhänge perfekt.
Der Investment Virtuose ist die Stufe der Perfektion des Anlegers und Investors und kann meist nur von den besten für einige Zeit erreicht werden, ist aber ein Ziel, dass immer wieder angestrebt wird.
Voraussetzung dazu sind hohes Wissen und Erfahrung, Intelligenz und eine Flexibilität und Autonomie im Denken, was zu Investmentideen führt, auf die nur sehr wenige kommen und die auch entsprechend mit hohen Positionen eingegangen werden. Da sehr unterschiedliche Fähigkeiten für einen Investment Virtuosen gefordert werden gibt es diese nur ganz selten.
In einem kleinen perfektem Team kann ebenfalls die Stufe eines Investment Virtuosen erreicht werden, wenn verschiedene Teammitglieder die Stufen III der Anlegertypen perfekt abdecken und dazu noch harmonisch zusammenarbeiten. Soros und Rogers oder Buffet und Munger wären dafür solche Beispiele.