Sehr geehrte Dividenden-Investoren,
das Tagesgeschäft ist wieder in den Mittelpunkt gerückt und am Finanzmarkt werden wieder mehr Nachrichten produziert. Wie substantiell und erhellend diese sind, steht auf einem anderen Blatt. Aber zu Unterhaltungszwecken sind sie immer wieder gut. Hier ein besonderes „Schmackl“:
Unter Experten wird vermehrt der Aufkauf von Aktien durch die EZB gefordert, denn der Markt für Staats- und Unternehmensanleihen ist zunehmend durch die Notenbanken leer gekauft. Die Logik dahinter fasst Eric Lonergan von der Fondsgesellschaft M&G folgendermaßen zusammen: „Wer will, dass Unternehmen mehr investieren, muss höhere Aktienkurse wollen.“(Quelle: Welt.de)
Leider hat das eine mit dem anderen wenig zu tun. Ein Unternehmen investiert nicht, weil der Wert des Eigenkapitals steigt, sondern weil es erwartet, dass in Zukunft mehr Umsatz und Gewinn erwirtschaftet wird. Okay, man kann immer auf mehr Umsatz und Gewinn hoffen, aber leider zeigen die vergangenen fünf Jahre keine Anzeichen für Optimismus. Der weltgrößte Hersteller von Baumaschinen Caterpillar (CAT) vermeldete gestern – mittlerweile den 46. Monat in Folge – sinkende Einzelhandelsumsätze. Zum Glück schafft es CAT immer noch einen Gewinn auszuweisen, Yahoo Finance berechnet dadurch ein KGV von 57!
CAT mag ein extremes Beispiel dafür sein, wie die gegenwärtige Lage an den Finanzmärkten ist. Aber auch bei vielen anderen Titeln aus dem Dividendenumfeld gilt, die Risiken überwiegen bei weitem die Chancen.
Nachfolgend sind die Umsatz-, Nettogewinn- und KGV-Entwicklung für die Aktie von Procter & Gamble (P&G) und für Coca Cola dargestellt. Ohne auf die einzelnen Werte näher einzugehen, kann man den Trend erkennen. Das KGV (rote Linie) steigt seit 2010 kontinuierlich an, während die Umsätze und Gewinne stagnieren bzw. fallen.
Als Investor kauft man sich einen Anspruch auf die aktuellen und zukünftigen Gewinne. Bei einem KGV von 35, wie im Fall von (P&G) oder auch 25 bei Coca Cola erwartet man, um es vorsichtig auszudrücken, eine rosige Zukunft mit steigenden Gewinnen. Gleichzeitig zeigen die Umsatz- und Gewinnentwicklung aber eher nach unten. Beides passt auf Dauer nicht zusammen. Entweder müssen Gewinne und Umsätze wieder steigen oder der Preis für Eigenkapital, sprich der Aktienkurs muss fallen. Was ist wahrscheinlicher?
Ich denke, unter den gegebenen Umständen ist eher mit einem Einbruch der Aktienkurse zu rechnen. Ob die Aktienmärkte dabei den freien Fall oder doch die Treppe nehmen ist im Endergebnis egal. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren niedrigere Kurse sehen werden. Bis dahin heißt es Geduld zu bewahren, die eigene Long-Position genau zu begutachten und nur die Positionen zu halten, bei denen man auch mal einen Buchverlust aussitzen kann.
Es bleibt spannend,
Ihr Patrick Schubert