Sehr geehrte Dividenden-Investoren,
gestern animierte mich das sonnige Wetter, mein in diesem Sommer sehr vernachlässigtes Fahrrad aus der Versenkung zu holen und eine kleine Tour durch die Seenlandschaft des südlichen Leipzig zu machen.
Das aus ehemaligen Tagebaugruben hervorgegangene Seengebiet ist mittlerweile zu einem Naherholungszentrum avanciert und gerade die Seeufer sind gefragte Lagen für Häuslebauer.
Nirgendwo werden aktuell im Leipziger Umland so viele Eigenheime gebaut wie an den Seeufern des Markkleeberger und Zwenkauer Sees. Insbesondere letzterer mit seiner gleichnamigen Gemeinde erinnert mich an die kleinen Orte an der Costa del Sol, Ende der 1990er, Anfang der 2000er, als sich die Baukräne aufreihten wie die Windräder im Emsland. Zehn Jahre später fand der spanische Immobilienboom sein jähes Ende. Auch hier führte zu billiges Geld zu einer Immobilienblase, die so endete, wie alle Spekulationsblasen in der Geschichte bisher geendet haben – sie platzte!
In Deutschland sind wir, wenn man die Entwicklung in Spanien als Referenz ansieht, etwa in der Mitte bzw. auf dem Höhepunkt des Baubooms. Man sieht die Auswirkungen einer seit Jahren anhaltenden Nullzinspolitik sehr plastisch an den neu erschlossenen Eigenheimgebieten rund um die größeren Städte. Überall werden Eigenheime gebaut als würde die Bank einem die Kredite förmlich aufdrängen – was sie in gewisser Weise auch tun.
Wollen Sie ein Haus bauen und haben ein wenig Eigenkapital im Rücken und dazu noch einen relativ sicheren Job? Dann sind Hypothekendarlehen für 2,5 Prozent kein Problem. Manch einer fühlt sich geradezu genötigt, noch schnell ein Haus zu bauen oder eine Immobilie zu erwerben, denn wenn erst die Zinswende kommt – oh Schreck!
So bekommt man unter 300.000 Euro kaum noch ein Haus in Uferlage, verglichen mit Münchner Immobilienpreisen sind das Peanuts, um einen ehemaligen Deutschen Banker zu zitieren, aber im Leipziger Land, wo die Einkommen und Gehälter um Einiges niedriger sind als in München, sind 300.000 Euro viel Geld. Klar, es gibt auch ein paar gutverdienende, aber die haben sich längst die Filetstücke gesichert. Was man jetzt sieht, sind vor allem Häuslebauer mit mittleren Einkommen, die sich Darlehen in Höhe von 200.000 Euro aufladen und eine riskante Wette auf die Zukunft eingehen.
Sie spekulieren mit dem Hauskauf auf eine Zukunft, von der sie hoffen, dass sie so aussehen wird, wie ihre gegenwärtige Lebenssituation – Ehe und Partnerschaft bleiben bestehen und der Job liefert auch in Zukunft genug Einkommen für die Zins- und Tilgungsraten. Bei vielen ist diese Kalkulation sehr riskant und schon eine kleine Veränderung kann das ganze Finanzierungskonzept über den Haufen werfen.
Okay, notfalls verkauft man das Haus und tilgt damit die Hypothek. Ob dann die Immobilienpreise dort sind, wo man sie gerne hätte, steht jedoch in den Sternen. Aber auch wenn alles gut läuft, weiß niemand, ob in 10 Jahren, wenn für die meisten die Zinsbindung ausläuft, die Zinsen noch genauso niedrig sein werden wie aktuell – die Geschichte spricht eher dagegen und damit für höhere Zinsen.
Mit dem Immobilienkauf geht man genauso eine Wette auf die Zukunft ein, wie mit dem Kauf einer Aktie, mit dem Unterschied, dass man bei einer Aktie, sofern man sie nur mit Eigenkapital bezahlt hat, mit einem maximalen Verlust von Null herauskommen kann. Bei Immobilien, die meistens zu 70 Prozent und mehr finanziert werden, kann nach dem Verkauf der Immobilie noch ein gewaltiger Restbetrag an Schulden übrig bleiben.
Das Gefühl der Sicherheit wird bei den aktuellen Immobilienpreisen sehr teuer erkauft und ist doch größer als man gemeinhin annimmt.
Aber so ist die gegenwärtige Lage. Die Nullzinspolitik der Zentralbanken verleitet dazu, mehr und höhere Kredite aufzunehmen. Billiges Geld fließt in die Immobilien und lässt die Preise durch die Decke klettern.
Die Risiken, der von den Notenbanken seit 2008 eingeleiteten „Rettungspolitik“, sind beträchtlich. Weltweit kann man an den Aktien-, Anleihe und Immobilienmärkten Spekulationsblasen beobachten, die, wenn sie platzen, zu einem Dominoeffekt führen können, der ähnlich folgenreich wird wie die Finanzkrise von 2008. Spätestens da wurde vielen amerikanischen Immobilienkäufern klar, dass ihre Wette so nicht aufgeht.
Wie groß die Gefahren einer seit Jahrzehnten durch Politik und Zentralbanken aus dem Ruder laufenden Geld- und Wirtschaftspolitik sind, beschreibe ich in meinem neuen Buch Die Billionen Blase: Wie billiges Geld zur größten Spekulationsblase aller Zeiten führte, welches in zwei Wochen bei Amazon verfügbar sein wird.
Darin versuche ich aufzuzeigen, wie staatlicher Interventionismus und das Öffnen der Geldschleusen durch die Notenbanken immer wieder zu einem Teufelskreislauf aus Boom (Aufschwung) und Bust (Rezession) führten. Seit Jahrzehnten verkennen Politik und Zentralbanken, dass mehr Geld im Wirtschaftskreislauf nicht mehr Wohlstand erzeugt.
Wohlstand entsteht durch harte Arbeit und den Verzicht in der Gegenwart, um damit in der Zukunft die Früchte dieses Verzichts ernten zu können. Nullzinsen bedeuten, keinen Verzicht zu üben und den eigenen Wohlstand zu verfrühstücken.
Was kümmert mich die Zukunft, ich lebe im Hier und Jetzt! Wer will an so einem sonnigen Tag schon an die dunklen und kalten Tage denken. Genießen Sie trotz aller Probleme und Unwägbarkeiten die letzten sonnigen Tage!
Es bleibt spannend,
Ihr Patrick Schubert