Sehr geehrte Dividenden-Investoren,
in der letzten Woche konnten wir Zeugen eines historischen Ereignisses werden – der Bund-Future stieg über die 160 Punktemarke. Sie werden jetzt sicher denken, was ist ein Bund-Future und warum stand das nicht auf Seite Eins der Bildzeitung?
Zunächst einmal ist der Bund-Future ein Index, der den Kurs einer fiktiven Schuldverschreibung des Bundes mit 6 Prozent Kupon (Zins) und einer Laufzeit von 10 Jahren abbildet. Das bedeutet, bei einem Kurs von 100 Punkten erhält man als Anleger genau 6 Prozent Zinsen. Je höher der Kurs steigt, desto geringer die Rendite. Bei der Kursmarke von 160 Punkten entspricht die Rendite genau Null Prozent.
Quelle: onvista.de
Am vergangenen Mittwoch war es dann soweit – die Verbindung von Geld, Zins und Logik wurde aufgehoben und wir sind in das Land des Wahnsinns übergetreten. Der Bund-Future übersprang die 160 Punktemarke. Ab diesem Punkt muss man den gesunden Menschenverstand ausschalten, denn mit Logik ist das nicht mehr zu erklären. Der Bund kann sich aktuell zu fast Null Prozent verschulden. Im Umkehrschluss erhalten Investoren, die Bundesanleihen kaufen, keine Zinsen und verlieren dank Inflation noch zusätzlich Geld. Die EZB, unter Führung des verrückten Professor Draghi, hat durch ihre Anleihekäufe ganze Arbeit geleistet und den Wahnsinn zur neuen Normalität gemacht. So zahlen Länder wie Portugal, Spanien und Italien nur noch knapp 2 Prozent Zinsen auf ihre Anleihen.
Aber bleiben wir beim Bund. Man fragt sich, wer kauft eine Staatsanleihe, bei der von vornherein klar ist, dass man damit Geld verliert? Freiwillig sicher niemand, man kauft das Zeug nur, wenn man gezwungen wird!
Wer ist also der Leidtragende? Sie! Wenn Sie eine Riesterrente oder Lebensversicherung abgeschlossen haben. Denn Ihre Versicherung wird vom Gesetzgeber gezwungen, einen Großteil des Geldes in „besonders sicheren“ Anlagen zu investieren. Und da der Gesetzgeber (Staat) immer Geld braucht, hat er sich selbst als „sicher“ eingestuft. Toll, oder?
Der Wahnsinn hat System, denn durch die niedrigen Zinsen saniert der Staat seine Schulden auf Kosten der Inhaber von Riesterrenten, Lebensversicherungen und Sparern, deren Kaufkraft schneller schmilzt als ein Eis in der Frühlingssonne.
Es ist also nicht verwunderlich, dass die Aktienmärkte in luftiger Höhe verbleiben, denn im Dax und Dow Jones gibt es Unternehmen, die (noch) eine positive Rendite aufweisen, was man von vielen Staatsanleihen nicht mehr behaupten kann. Für viele Anleger werden Dividenden-Aktien immer interessanter, denn sie bieten je nach Risiko zwischen 2 und 4 Prozent Dividendenrendite.
Aber man darf sich nicht von den im Vergleich zu den Staatsanleihen hohen Renditen locken lassen. Denn die Unternehmen geraten zusehends in schweres Fahrwasser. Auch wenn manche auf dem Papier noch Geld verdienen, so darf man nicht vergessen, dass die Unternehmen durch die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten profitabler erscheinen, als sie es in Wirklichkeit sind.
Langsam mehren sich aber die Zeichen für einen weltweiten konjunkturellen Abschwung. Die Rohstoffpreise sind bereits im Sinkflug (Eisenerz, Öl etc.), dann fallen die Umsätze und Gewinne der Unternehmen aus den nachgelagerten Sektoren – siehe Bergbau, Ölfirmen und Industrieausrüster.
Nachdem die Minenbetreiber und Ölkonzerne unter Druck geraten sind, erwischt es nun die Industrieausrüster. Der weltweit größte, Caterpillar (CAT), vermeldete für 2014 sinkende Umsätze und Gewinne. Die Aktie hat seit Sommer vergangenen Jahres 30 Prozent ihres Wertes eingebüßt. Glaubt man dem erfahrenen Short-Seller James Chanos, Gründer des Hedgefonds Kynikos, dann ist das erst der Anfang und Caterpillar stehen nach dem jahrelangen Boom schwierige Zeiten bevor.
CAT ist ein gutes Beispiel für die aktuelle Lage bei den Dividendenaktien. Viele Unternehmen zahlen steigende Dividenden aus und bieten attraktive Dividendenrenditen (CAT akt. 3,2%). Gleichzeitig werden die konjunkturellen Aussichten aber schlechter und das Risiko von Kursrückschlägen steigt.
Auch wenn manche Dividendenaktien durch kleinere Kursrückschläge attraktiver werden, sollte man Geduld bewahren und nicht überhastet einsteigen. Die Kurse können schnell um 50 Prozent einbrechen, vorher aber auch noch um 30 Prozent steigen, wie es genau abläuft, weiß niemand. Eines sollte Ihnen jedoch bewusst sein, bei Aktien kann es nicht immer nur bergauf gehen.
Die Aktienmärkte befinden sich nun seit 2009, abgesehen von einem kurzen Rückschlag im Jahr 2011, im Aufwärtstrend. Wir gehen in das sechste Jahr eines Bullenmarktes (Aufwärtstrend) und damit wird das Risiko für einen Kurseinbruch immer größer. Für langfristig agierende Dividendeninvestoren bietet sich dann die Chance, Qualitätsunternehmen mit großem Rabatt zu kaufen. Aktuell bezahlt man jedoch den vollen Preis und manchmal schon zu viel. Warten wir ab, wo die Reise hingeht.
Es bleibt spannend,
Ihr Patrick Schubert