Sehr geehrte Dividenden-Investoren,
schon seit einigen Wochen bewegen sich die Aktienmärkte seitwärts und es scheint als ob die Anleger nicht so richtig wissen, wohin die Reise geht. Der DAX pendelt um die 10.000 Punkte Marke und auch den amerikanischen Börsen fehlt der große Impuls. Die Aktienmärkte erscheinen wieder „stabil“. Die Anfang des Jahres eingefahrenen Verluste wurden schnell wieder ausgeglichen.
Weiterhin scheint das Vertrauen in die Notenbanken, dass sie über Ankaufprogramme den Aktien- und Anleihemarkt auch weiterhin stützen können, sehr groß zu sein. Die aktuell stabile Lage an den Finanzmärkten ist aber nicht mehr als ein Potemkinsches Dorf – von außen glänzt und funkelt es, während das Fundament immer mehr zerbröselt.
Die Notenpresse läuft auf Hochtouren
Die seit nunmehr mehreren Jahren andauernde Geldinfusion der Notenbanken hat die Renditen auf Anleihen nach unten gedrückt und die Preis an den Aktienmärkten nach oben. Die EZB kauft derzeit pro Monat Anleihen und andere Wertpapiere – wobei nur die EZB genau welche das sind – in Höhe von 80 Mrd. Euro auf.
Aber nicht nur das fallende Renditeniveau macht den Anlegern zu schaffen, sondern auch die Kompression der Renditen. Zum Beispiel beträgt die Rendite für 10-jährige italienische Staatsanleihen gerade noch 1,4 Prozent. Auf eine deutsche Staatsanleihe mit derselben Laufzeit sind es derzeit 0,17 Prozent. Die Differenz von 1,23 Prozentpunkten entschädigt bei Weitem nicht für das weitaus größere Risiko der Italienanleihe. Selbst für kleine Renditen müssen Anleger ein hohes Risiko eingehen.
Die Renditen bei Anleihen wurden durch Ankaufprogramme der Notenbanken auf breiter Front gesenkt und komprimiert. Das höhere Ausfallrisiko, das ein Anleger eingeht, wenn er eine Italienanleihe gegenüber einer deutschen Staatsanleihe kauft, wird nicht mehr adäquat vergütet. Die Interventionen der Notenbanken treiben die Anleger auf breiter Front in hochspekulative Investments. In Deutschland wurden zehntausende Kleinanleger in Mittelstandsanleihen gelockt, die teilweise 8 Prozent und mehr versprachen. Nun droht bei Vielen der Totalausfall. Man könnte argumentieren, dass der deutsche Kleinanleger zu gierig und unerfahren sei. Oder, er agiere aus der Not heraus, weil als sicher geglaubte Staatsanleihen und Tagesgeld keine Verzinsung mehr bringen.
Anleger müssen, um noch eine positive Rendite zu erhalten, ein hohes Risiko eingehen. Auch der Aktienmarkt ist risikoreicher geworden. In den USA ist das Bewertungsniveau nach Berechnungen des Fonds-Managers John Hussman vergleichbar hoch wie 1929, 2000 und 2007. In der Folge brach der Aktienmarkt in den zwei darauffolgenden Jahren um jeweils 89, 49 und 57 Prozent ein. Für Hussman ist ein Einbruch um 50 Prozent kein Worst-Case Szenario sondern ein „normales“ zu erwartendes Ereignis für die nächsten Jahre.
Am deutschen Aktienmarkt DAX ist die Bewertung bei 10.000 Punkten, wenn man die Dividendenrendite betrachtet, eher durchschnittlich. Im Vergleich zum Vorjahr als der DAX bei 12.000 Punkten lag, kann man heute günstiger einkaufen, aber billig sind auch die DAX-Werte nicht. In Anbetracht der weltweit immer stärker lahmenden Konjunktur sind auch 10.000 Punkte nicht wirklich günstig.
Der Glanz des Goldes
Nur Gold setzt seinen Aufwärtstrend fort und mit ihm die Goldminen-Aktien. Seit Anfang des Jahres konnte sich der Kurs von Barrick Gold, dem größten Goldförderer der Welt, fast verdoppeln.
Barrick Gold – Kursverlauf 6 Monate
Quelle: IngDiba
Betrachtet man den langfristigen Kursverlauf, dann sieht man, dass es sich hier um eine Erholung auf sehr niedrigem Niveau handelt. Noch im Jahr 2011 kostete eine Aktie 40 EUR, vier Jahre später lag der Kurs bei knapp 6 EUR – ein Verlust von 85 Prozent.
Barrick Gold – Kursverlauf 5 Jahre
Quelle: IngDiba
Goldminen gehören im derzeitigen Marktumfeld zu den interessantesten Anlagen um sich gegen Turbulenzen abzusichern. Die Notenbanken können durch Ankaufprogramme und Leitzinssenkungen die Märkte nur eine Zeit lang manipulieren. Sie spannen damit die Feder, die umso gewaltiger zurückschlägt, je mehr Geld sie in den Markt pumpen. Gold kann hier als Versicherung gegen den Federausschlag dienen.
Gold als Absicherung?
Ein Investment in Goldminen kann je nach Depotausrichtung sehr spekulativ sein oder als Absicherung dienen. Spekulativ ist es dann, wenn man bisher nicht am Aktienmarkt investiert ist und nun Goldminen kauft und auf die nächste Verdopplung seines Einsatzes hofft. Hier spielt man Russisch Roulette mit entsprechendem Nervenkitzel.
Für einen Investor, der ein Dividenden-Portfolio hält und Goldminen kauft, ist es eine Art Put-Option ohne Zeitwertverlust. Bei einer Put-Option muss man eine genaue Vorstellung über den zeitlichen Verlauf haben, sonst ist die Absicherung dahin oder kostet sehr viel Geld ohne dass man einen wirklichen Nutzen daraus ziehen kann. Gold kann mit Einschränkungen als Absicherung dienen. Warum mit Einschränkung? Leider gibt es keine eindeutige negative Korrelation – soll heißen, nicht immer, wenn in der Vergangenheit die Aktienmärkte eingebrochen sind, reagierte der Goldpreis unmittelbar mit einem Anstieg.
Gold vs Dax Entwicklung
Quelle: Federal Reserve St Louis – FRED und Yahoo Finance
Als im Jahr 2000 die Internetblase platzte und der Dax innerhalb von zwei Jahren mehr als 50 Prozent seines Wertes verlor, reagierte der Goldpreis nur mit einem moderaten Anstieg. Gold war im Jahr 2002 kein gehyptes Anlageprodukt. Erst danach setzte der Höhenflug ein. Während der Finanzkrise von 2008 kam es auch beim Goldpreis zu einer Korrektur nach unten, auch hier war Gold kurzfristig keine gute Absicherung. Ab 2009 bis 2012 stiegen sowohl der Dax als auch der Goldpreis. 2012 dann der Absturz und der Goldpreis halbierte sich. Viele Indizien deuten ab 2012 auf eine verstärkte Einflussnahme und Manipulation des Goldmarktes hin, im Zuge dessen Gold aus der Mode kam und erst in den letzten Monaten wieder aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Mit steigendem Goldpreis steigen auch die Umsätze und ggf. Gewinne der Goldproduzenten. Gerade Goldproduzenten wie Barrick Gold und Newmont Mining sind durch den Goldpreisverfall ab 2012 mächtig unter Druck geraten. Der Goldpreis fiel schneller als die Kosten gesenkt werden konnten, hinzu kamen bei Barrick Gold Abschreibungen in Milliardenhöhe und ein mehr als unfähiges Management. Die Stimmung war bis vor einem halben Jahr noch so schlecht, dass niemand Goldminen auch nur mit der Zange anfassen wollte. Mittlerweile dreht die Stimmung und Gold erhält wieder mehr positive Aufmerksamkeit.
Papiergold, Helikopter-Geld und Bargeldverbot
Auch die zunehmende Diskussion über ein Bargeldverbot bzw. Einschränkung des Bargeldumlaufes dürften sich positiv auf die Nachfrage nach Gold und dessen Preis auswirken. Seit mehreren Monaten kann man einen Nachfrageanstieg bei physischem Gold beobachten. Gleichzeitig steigt der Edelmetallpreis nur moderat nach oben. Wie passt das zusammen?
Nachfolgend ist das Gold Cover Ratio an der New Yorker Warenterminbörse COMEX dargestellt. Das Gold Cover Ratio setzt den Open Interest ins Verhältnis zu den tatsächlichen Goldbeständen. Je höher das Ratio, desto mehr offene Goldkontrakte stehen pro Unze physischen Goldes aus. Aktuell sind es historisch einmalige 542 Unzen. Kurz gesagt, die offenen Ansprüche des Papiergoldhandels sind nur zu 0,2 Prozent durch real vorhandenes Gold gedeckt. Die Preisbildung findet bei Gold zum Großteil über den Papiergoldmarkt statt.
Comex Gold Cover Ratio
Quelle: Zerohedge.com
Je höher das Gold Cover Ratio, desto größer ist das Missverhältnis zwischen Papiergold und physischem Gold und damit auch die Diskrepanz zwischen Goldpreis (Papiergold) und der wahren Nachfrage- und Angebotssituation.
Führten massive Geldspritzen der Notenbanken bisher zur Inflation bei Aktien, Anleihen und Immobilien, so würden Negativzinsen und Helikoptergeld – also die Verteilung von Geldgeschenken durch die Notenbanken, auch die Preise in der Realwirtschaft nach oben heben. Die Inflation würde dann auch in den Verbraucherpreisen sichtbar werden – der Goldpreis würde weiter ansteigen.
Überkapazitäten und Inflation
Jedoch spricht die zunehmend lahmende Weltwirtschaft nicht für einen großen Preisanstieg, zumindest nicht bei den Verbraucherpreisen. In vielen Industrien gibt es Überkapazitäten und steigende Lagerbestände. Mehr Geld führt nicht automatisch zu höheren Preisen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass trotz Billionengeldspritzen die Preise in der Realwirtschaft nur bedingt steigen. Der Ölpreis ist aktuell das beste Beispiel.
Hier trifft eine mäßige Nachfrage auf ein aktuell zu hohes Angebot. In ein paar Jahren kann das schon wieder ganz anders aussehen, aber zurzeit kühlen sich die Volkswirtschaften, die in den letzten Jahren für steigende Nachfrage bei Öl gesorgt haben, immer mehr ab. Die Wachstumstreiber Russland, Brasilien und China befinden sich im Abschwung und mit ihnen die Nachfrage nach Rohstoffen, Autos und industriellen Produkten.
Die Lagerbestände der produzierenden Unternehmen steigen. Investitionen, die für Wachstum sorgen könnten, werden durch die Unternehmen nicht getätigt – die Produktionskapazitäten sind zu hoch. Die Unternehmen sitzen auf hohen Cash-Beständen und aus Mangel an Investitionsmöglichkeiten schütten sie diese lieber als Dividenden aus oder legen Aktienrückkaufprogramme auf.
Die niedrigen Finanzierungskosten der Unternehmen verzerren die wirkliche Ertrags- und Gewinnsituation. Bei Nullzinsen kann ein Unternehmen Geld quasi für Lau aufnehmen und es dann an seine Aktionäre in Form von Dividenden durchreichen.
Zusammenfassung
Insgesamt sind die Aussichten für Gold recht gut, gerade bei Goldminen dürfte noch viel Potenzial nach oben sein. Angesichts der gewollten Inflationierung seitens der Notenbanken sollte ein wenig Gold in keinem ausgewogenen Portfolio fehlen. Ob über den physischen Ankauf oder aber über eine Goldmine bleibt jedem selbst überlassen. Gold kann eine gewisse Absicherung für die Turbulenzen an den Finanzmärkten bieten, ist aber in erster Linie als Absicherung gegen Inflation zu betrachten. Ist diese gering, wird auch der Goldpreis keine neuen Gipfel erklimmen können.
Überkapazitäten und eine stagnierende Wirtschaftsentwicklung könnten Helikoptergeld und eine weitere Geldschwemme der Notenbanken aber zum Teil neutralisieren. Bei einer niedrigen Verbraucherinflation dürfte es keinen großen Impuls für Gold geben.
Nichtsdestotrotz bleiben die Goldminen immer noch stark unterbewertet und bieten bei steigendem Goldpreis ein beachtliches Kurspotenzial.
Es bleibt spannend,
Ihr Patrick Schubert
Zur Information: Der Autor hält zur Zeit der Veröffentlichung des Artikels eine long Position auf Barrick Gold und Newmont Mining.