Sehr geehrte Dividenden-Investoren,
die vergangenen Wochen zeigten wieder einmal wie verfahren die Situation an den Finanzmärkten ist. Mario Draghi, der Zauberkünstler der EZB, zog im März wieder einmal ein Kaninchen aus dem Hut indem er den Leitzins im Euroraum auf NULL senkte und die Ankaufprogramme der EZB noch einmal erhöhte – von monatlich 60 auf nunmehr 80 Mrd. Euro. Mit dem Geld könnte man etwa 15 Berlin-Brandenburg Flughäfen bauen – pro Monat!
Die EZB hat offiziell den Zins abgeschafft und die Aktienmärkte reagierten erleichtert. Wahrscheinlich begreift die Mehrheit der Marktakteure noch nicht, was das bedeutet. Der Dax bewegte sich wieder in Richtung 10.000 Punkte und in den USA hat der S&P500 seit seinem Einbruch Anfang des Jahres wieder 10 Prozent gut gemacht und bewegt sich wieder auf alte Höchststände zu. Man könnte annehmen, alles sei in Butter!
Mitnichten – die Nachrichten aus der Realwirtschaft, also die, die etwas produzieren, sind alles andere als rosig. Hier nur ein paar Fakten zur Auffrischung – der weltweite Handel ist nach Lesart des Baltic Dry Index zum Erliegen gekommen, die Gewinnmargen der Unternehmen im S&P500 fallen, die Rohstoffpreise sind am Boden, die Lagerbestände steigen, ebenso die Verschuldung usw. Man könnte die Liste fast endlos fortsetzen.
Wahrscheinlich gab es in der Geschichte nur die Phase der New Economy bzw. Dot.Com Blase, als die Diskrepanz zwischen Realität und Preisen an den Kapitalmärkten derart groß war. Derzeit wird die Entwicklung bei Aktien fast ausschließlich durch die Entscheidungen von Draghi und Co. bestimmt. Sowohl EZB als auch die FED treiben durch ihre Geldschwemme die Assetpreise und sind dabei auf dem besten Weg Euro und Dollar endgültig zu ruinieren.
Analysen und Erklärungen gibt es genug, ich mache es kurz … das Endspiel hat begonnen. Der von mir sehr geschätzte Max Otte benutzt diesen Begriff nun schon seit ein paar Monaten und das sollte einem zu denken geben. Passend dazu habe ich über das Wochenende das Buch „Endspiel“ von Florian Homm gelesen. Wer wachgerüttelt werden möchte, dem kann ich das Buch empfehlen. Auch Homm malt die Zukunft nicht rosig und sieht auf uns eine finanzielle Kernschmelze zukommen.
Oft wird dann die Frage gestellt, wann es denn so weit sei und der Crash kommt? Einfache Antwort – der Crash ist bereits da. Seit 8 Jahren erhalten Sparer keine Zinsen mehr, Gebühren und Steuern auf kommunaler Ebene steigen ständig, die Gesundheitsvorsorge wird stetig teurer, die Kosten für Wohnraum steigen und die Lebensversicherungen werden implodieren. Die Vermögensverteilung wird immer ungleicher und die Altersvorsorge wird immer wackliger. Überall wachsen die gesellschaftlichen und geopolitischen Spannungen. Das politische Spektrum wird extremer. In den USA wird das Establishment, vertreten durch Hillary Clinton, abgestraft, und die schwer angeschlagene amerikanische Mittelschicht wählt Donald Trump. In Europa sind zunehmend die Rechtspopulisten wie AfD und Front National auf dem Vormarsch. Radikale Kräfte gewinnen die Oberhand, da draußen wird es zusehends ungemütlich.
Wer erst an einen Crash glaubt, wenn der Dax die Hälfte seines Wertes verloren hat, der glaubt auch, der Dax sei als Wohlstandsmesser genauso gut wie der Konsumentenpreisindex zur Inflationsmessung.
Aktuell sind die Finanzmärkte derart manipuliert, dass ein Crash kaum möglich ist, zumindest so lange wie die Notenbanken weiterhin ihre Show abliefern können und die Mehrheit glaubt, durch Nullzinsen habe man alles im Griff. Wie Queen so schön titelte, the show must go on…whatever happens, I’ll leave it all to chance.
Es bleibt spannend,
Ihr Patrick Schubert