Sehr geehrte Dividenden-Investoren,
Dividenden liegen im Trend, bieten sie doch im Vergleich zu anderen Anlageprodukten noch eine positive Rendite. Gerade heute in einer Zeit von Nullzinsen werden für Anleger die Dividendenzahlungen immer interessanter. Auch die Fondsgesellschaften und Banken springen seit geraumer Zeit auf diesen Zug auf und bringen verstärkt Produkte auf den Markt, die die Anleger mit Dividenden ködern sollen. Manche Experten haben Dividenden als die neuen Zinsen auserkoren.
Robert Geiss, Gründer der Textilmarke Uncle Sam und Jet-Set Millionär, bekannt geworden durch seine Fernsehserie „Die Geissens“, wirbt für einen Dividendenfonds („Dividendenfonds Patriarch Classic Dividende 4 Plus“) mit dem Slogan „Null Zinsen – nicht mit mir!“. Zur Qualität des Fonds kann ich keine Aussage treffen, nur so viel, der Fonds ist relativ teuer und investiert in Schwergewichte wie Allianz, Münchner Rück und Apple. So viel Aufmerksamkeit für Dividenden ist tückisch und aus Sicht eines antizyklisch agierenden Anlegers ein Alarmsignal, welches auf das Ende einer Hausse hindeutet.
In Zeiten von Aktienhaussen, also steigenden Kursen, sieht man immer sehr deutlich, wie Finanzmarktakteure und Kommentatoren von den steigenden Kursen zu profitieren versuchen. Banken kreieren neue Produkte, Finanzzeitschriften titeln „Alles was Sie über Dividenden-Aktien wissen müssen“ (Der Aktionär vom 06.05.2015) und Dirk Müller, bekannt als Mr. Dax, legt einen eigenen Fonds auf.
Nach fast 6 Jahren kontinuierlich steigender Kurse halte ich das Timing für den Kauf von Aktienfonds, insbesondere Fonds, die sich auf die Dividenden-Champions konzentrieren, für denkbar ungünstig. Die Kurse der Aktien, insbesondere die der Dividenden-Champions, sind bei Weitem nicht mehr günstig und die Dividendenrenditen liegen unter ihren historischen Durchschnittswerten. Für Anleger also die Zeit, dem Aktienmarkt eher fern zu bleiben, als auf große Einkaufstour zu gehen. Für die Fondsgesellschaft ist der Zeitpunkt ideal, um nochmal an das Geld der Anleger zu kommen und über Ausgabeaufschläge und Managementgebühren ordentlich Geld zu verdienen.
Je länger eine Aktienhausse andauert, desto weniger Anleger können sich einen Einbruch der Kurse vorstellen, und dass die Notenbanken Geld drucken bis Einem schwindelig wird, scheint dieser Vorstellung sehr zuträglich zu sein. Dabei sind die Risiken aktuell sehr hoch, die Umsätze stagnieren und die Gewinne der Unternehmen beginnen zu fallen, so zumindest bei den Unternehmen des S&P500. (link) Politischer Stillstand in der EU und den USA, eine Aktienblase in China, die kurz vor dem Platzen steht, und Krisenherde soweit das Auge blicken kann. Die Rahmenbedingungen und Aussichten für die Aktienmärkte sind nicht gerade rosig, aber dennoch halten sich Dax und Co. bei ihren Rekordmarken. Mir kommt der alte Spruch Warren Buffetts in den Sinn:
„Sei ängstlich, wenn andere gierig sind, und sei gierig, wenn andere ängstlich sind.“
Ich denke, dieser Spruch ist zurzeit aktueller denn je und Anleger sollten versuchen, sich der Sogwirkung der aktuellen Aktienblase und der Aufmerksamkeit, die diese unweigerlich mit sich bringt, zu entziehen. Auch wenn es schwerfällt, kein Geld zu verdienen, während andere 20 Prozent in drei Monaten machen, werden die Verluste danach umso größer sein, wenn man nicht rechtzeitig den Absprung schafft. Aktuell mehr Geld auf der hohen Kante zu bunkern ist sicherlich nicht verkehrt und wahrscheinlich besser in den Sommerurlaub investiert als derzeit am Aktienmarkt!
Es bleibt spannend,
Ihr Patrick Schubert