Sehr geehrte Dividenden-Investoren,
es ist nun gut zwei Wochen her seit ich im letzten Artikel „Der Kampf des George Soros gegen die Notenbanken“ auf die aktuellen Risiken am Kapitalmarkt hinwies. Und in der Tat waren die letzten Tage nach dem B-Day (Brexit) alles andere als ruhig. Der DAX verlor nach Bekanntgabe des Austrittsvotums fast 10 Prozent seines Wertes. Bei den europäischen Banktiteln kann man von einem veritablen Crash sprechen. Die Aktie der Deutschen Bank verlor innerhalb von nur drei Tagen 21 Prozent. Bei den britischen Banken wie Lloyds Bank, Barclays und RBS verdampften 30 Prozent des Börsenwertes.
Gleichzeitig wurde bekannt, dass George Soros, neben seinem bekannten Goldengagement, auch noch für ca. 100 Mio. Euro Aktien der Deutschen Bank leer verkaufte. Im Zuge des Brexit-Schocks zog auch der Goldpreis an und mit ihm die Kurse für Goldminen-Aktien. Obwohl Soros diesmal nicht direkt gegen das Pfund gewettet haben soll und sogar Pfund gekauft haben dürfte, dürften sich wohl in den letzten Tagen etliche Millionen Gewinn auf seinem Konto angesammelt haben.
Man konnte in den letzten Tagen ein Umschichten in defensive Titel beobachten, was zur Folge hatte, das Coca-Cola oder auch Procter & Gamble kaum an Wert verloren, während zyklische Titel und insbesondere die Banken den Gesamtmarkt in die Tiefe rauschen ließen.
Die Kurse für Deutsche Bundesanleihen stiegen und notierten teilweise mit einer negativen Verzinsung, während Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie nachgaben. Die durch die Politik des billigen Geldes oberflächlich gekitteten Risse sind plötzlich wieder aufgebrochen. Die Staatsanleihen Mittel- und Südeuropas driften wieder auseinander.
Während die Politik noch nicht weiß, wie sie mit dem entstandenen Scherbenhaufen umgehen soll, bewerten die Devisenmärkte die Situation relativ eindeutig. Das britische Pfund verlor massiv gegenüber US Dollar und Euro. Aus der Geschichte wissen wir, dass politische Börsen nur kurze Beine haben. Jedoch sollte man einen Austritt Großbritanniens nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nach dem Crash ist vor dem Crash.
Die Fliehkräfte in Europa sind groß und bei weiter anhaltender wirtschaftlicher und politscher Stagnation droht ein Zerfall von Eurozone und EU. So gesehen könnte der Brexit der Anfang einer bitter nötigen Reform der EU und Eurozone werden, wie diese dann in 10 Jahren aussehen werden, weiß niemand. Es bleibt zu hoffen, dass die politische Elite in Europa den Wink mit dem Zaunpfahl erkennt und Europa wieder als Gemeinschaftsprojekt mit Rechten und Pflichten wahrgenommen wird. Ein Rückfall in Kleinstaaterei hilft angesichts der Größe der Probleme niemandem, weder Finanz- noch Flüchtlingskrise lassen sich durch einzelne Nationalstaaten im Alleingang lösen!
Es bleibt spannend,
Ihr Patrick Schubert