Ich werde die Tage oft gefragt, ob man denn schon Aktien kaufen kann, auch von Bekannten, von denen ich Jahre lang nichts gehört habe. Man darf nicht vergessen, dass der nun geendete Aktienboom an dem Großteil der Deutschen vorbei gegangen ist und viele Aktien nun günstig erscheinen. Viele nutzen nun auch die freie Zeit um nun ein Aktiendepot zu eröffnen (Die besten Anbieter 2020 habe ich hier zusammengefasst). Ich würde dies kurzfristig negativ interpretieren, da die Stimmung noch nicht richtig schlecht ist, langfristig aber eher positiv, denn diejenigen die jetzt einsteigen, können zwar noch Verluste erleiden. Auf Sicht von 2 Jahren überwiegen aber m.e. die Chancen und mehr Akteure am Aktienmarkt ist sicherlich positiv und wünschenswert.
Ob man jetzt schon Aktien kauft, hängt natürlich immer stark von der individuellen Situation ab. Die Situation ist definitiv ernst, aber zumindest in Deutschland hat sich der DAX etwas stabilisiert und mehr als die Finanzkrise 2008 sollten wir nicht verlieren. Dies wären in Deutschland nochmals ca. 10%. In den USA ist die Fallhöhe allerdings höher, wo auch Freitag Abend neue Tiefs gemacht worden sind, weswegen hier noch ca. 20% Verluste drin sein können. Bei ca. 1900 Punkte im S&P 500 wären Aktien dann aber langsam günstig und es sollte auch einiges ein Unterstützung geben. Dies ist aber mehr Bauchgefühl als Analyse;)
Denn man muss man klar sagen, dass NIEMAND die Auswirkungen derzeit abschätzen kann. Komplett an der Seitenlinie zu sein halte ich aber auch falsch, da einige gute Unternehmen zu Unrecht heruntergeprügelt wurden, da viele Fonds einfach liquidieren mussten. Daher kann es sein, dass wir bei einigen Aktien schon die Tiefs gesehen haben, im gesamten Aktienindex noch nicht.
Wer also noch gar nicht investiert ist, sollte meiner Meinung nach erste Positionen aufbauen (Über Aktien oder z.B. auch meine Wikifolios Nebenwerte Europa und Venture Capital Strategies, die sich auch dank der Makromatrix und dem QFMA Modell bisher ganz gut gehalten haben mit um die 15% Verlust vom Top. Wer hingegen noch stark investiert ist (Über 70%), sollte m.E.- auch um seine Nerven zu schonen – eher noch warten, bzw. konsequentes Stockpicking betreiben. Auch sollte man die Zeit nutzen und sich Gedanken darüber machen, wie der Vermögensaufbau langfristig erfolgen sollte, wozu mein Modell der Portfoliomatrix helfen kann.
Ich selber habe die Cashquote zum Ende dieser etwas zurück gefahren, sowie einige Shorts eingedeckt und erste Käufe ausgebombter Werte unternommen, die teilweise am Cashwert notieren und nach einer Kapitulation sich stark erholt haben (Siehe meine Facebookgruppe), bin aber für meine Verhältnisse mit ca. 65-75% Cash immer noch extrem defensiv aufgestellt. Die Woche könnte in den USA nämlich noch hart werden, da nun auch dort die Infiziertenzahlen explodieren und die USA strukturell auf das Virus nich gut vorbereitet ist. Allerdings könnten auch langsam gute Nachrichten über wirksame Behandlungsmethoden die Gemüter etwas beruhigen. Mutige beleihen daher vielleicht sogar eine Immobilie neu, um im Ausverkauf genug Cash zu haben. Den perfekten Einstiegszeitpunkt zu finden ist praktisch unmöglich, weswegen man in Tranchen vorgehen sollte. Ich befinde mich aber wie Braveheart in Wartestellung ;). Eine regelrechte Kaufpanik nach oben, dass man den Einstieg verpasst, kann ich mir in diesem Umfeld noch schwer vorstellen und auch in einem kurzen Bärenmarkt entstehen immer wider Chancen. Allerdings ich bin in meiner Meinung flexibel und passe sie auch gerne schnell an (12 Eigenschaften erfolgreicher Investoren) ;).
Mehr dazu auch in meinem Video – Wann Aktien kaufen. Es bleibt interessant!
P.S. Dieser Artikel ist aus meiner wöchentlichen Newsletter FINANZPOST, der man hier kostenlos beitreten kann.