Sixt ist der einzige große Premiumanbieter in einem Geschäftsfeld mit sonst niedrigen Margen: Der Autovermietung. Das gründergeführte Unternehmen ist der klare Marktführer in Deutschland, wo man auch von dem guten Zugang zu BMW und Mercedes profitiert hat. Seit einigen Jahren wächst die Firma auch stark in den USA, wo man das bewährte Erfolgsmodell umsetzt: Guter Service, Gute Autos und ein Marketing, was ungewöhnlich ist. In Deutschland genießen Sixt Kampagnen Kultstatus, indem man aktuelle Ereignisse oft ironisch aufgreift, was dann von anderen Medien kostenlos als Content verbreitet wird.
Auch gegen den Wertverfall der Autos, ist Sixt gut abgesichert, da es für den überwiegenden Teil des Portfolios Rückkaufgarantien gibt, was vor allem in Zeiten der Disruption in der Antriebstechnologie wichtig wird. Sixt ist jedoch viel mehr als der einzige große Premiumautomobilvermieter. Die Firma hat einen eigenen VC Arm und auch ein Service, der mit von Uber vergleichbar ist. Mit dieser Vision kommt man der individuellen Mobilität wie sie sein sollte ein Stück näher. Man sollte dann mit der App einen Mietwagen buchen und öffnen können ohne in der lästigen Schlange am Flughafen zu stehen. Wenn man nicht selber fahren möchte kann man sich auch von einem Fahrer abholen lassen. Dies wird technologisch alles selber entwickelt und Sixt ist dabei Konzernen wie BMW und Daimler sogar voraus. Deren Carsharing Service Free Now (Ein furchtbarer Name übrigens) basiert auf IT Technologie, die von Sixt im Rahmen des Joint Ventures DriveNow mit BMW entwickelt worden ist.
Auch bringt die jahrelange Erfahrung wie man eine Fahrzeugflotte führt und wartet und die vielen Sixtstationen (2100) einen Vorteil gegenüber Neueinsteigern, die in die flexible Autovermietung einsteigen wollen. Sixt könnte daher auch vom autonomen Fahren profitieren, da sie schon eine App mit Kunden haben und boots on the ground.
Der Markt
Die Autovermietung hängt stark von Geschäftsreisen und Urlaubsreisen ab, wodurch Sixt natürlich von Corona massiv betroffen ist. Auch wenn sich diese Märkte nicht so schnell auf das alte Niveau erholen sollten ist Autovermietung in seinen unterschiedlichen Formen ein Wachstumsmarkt, da immer mehr Menschen auf ein Auto verzichten, aber dafür dann ab und zu eins mieten. Auch nach einem Abebben von Corona, werden viele Geschäftsreisende auf Bahn oder Bus verzichten und lieber einen Mietwagen mieten. Ob das für eine schnelle Erholung ausreicht bleibt abzuwarten. Ein Konkurs von Hertz sollte das Angebot schnell senken, da dadurch Kapazitäten verschwinden und Sixt auch die Möglichkeit hat neue Stationen zu erwerben.
Der Wettbewerb war bisher relativ intensiv, mit wenig Differenzierungsmöglichkeiten. Der Großteil des Marktes machten die großen Firmen Hertz, EuRopcar etc. Unter sich aus, die oft mit weniger Kundenfokus glänzten. Ich persönlich hatte oft Angst, dass es lange Schlangen gibt oder ich für irgendwelche Schäden von Vorgängern haften muss. Mit Sixt hatte ich hingegen immer ein gutes Gefühl, auch wenn es etwas teuerer ist, aber dafür gibt es keine Limits bei der gefahrenen Strecke.
Theoretisch ist der Mobilitätsmarkt gigantisch groß, wovon Sixt aber bisher nur einen Bruchteil adressiert. In Deutschland ist man Marktführer, während man in anderen Ländern maximal Qualitätsführer ist. Kurzfristig ist Spanien serh wichtig, da dieser Markt der profitabelste für Autovermieter sein soll. Hier bleibt abzuwarten wie groß der Einbruch in der Sommersaison wirklich wird.
Die Kultur und Strategie
Autovermietung ist ein Commodity Business, das aber vor allem von wenig innovativen Firmen wie Hertz, EuropCar etc. betrieben wird, die nicht mit einer Vision gründergeführt sind wie Sixt. Erich Sixt leitet immer noch die Geschicke seines Unternehmens, aber seine beiden Söhne sind gerade auch bei der Digitalisierung treibende Kräfte.
Die Veränderungen in der Mobilität bietet Sixt langfristig viele Möglichkeiten. So wurde eine Abomodell für Autos gestartet, womit man in den Markt von BMW und Mercedes sich vorwagt. Gegen eine monatliche Gebühr übernimmt Sixt alles am Auto und der Kunde muss nur zahlen ohne sich um Versicherung oder Anmeldung kümmern zu müssen. Dies kann gerade bei jungen Menschen in Großstädten sehr attraktiv sein. Sixt profitiert dabei auch von den exzellenten Einkaufskonditionen bei den deutschen Premiumherstellern, den man als Privatkunde nicht erreicht. Dies mag auch ein Grund sein, warum man sich bisher gegen das Elektroauto etwas gesträubt hat, da Tesla natürlich nicht solche generösen Rabatte gewähren kann.
Sixt ist also die Mischung aus einem bewährten Geschäftsmodell mit einem Upsidepotential dank neuer Geschäftsmodelle, was sich auch in der Kultur widerspiegelt.
Financials
Sixt konnte in den letzten Jahren Umsatz und Gewinn stetig steigern, was jedoch durch die Corona Krise abrupt gestoppt worden ist. Die kurzfristigen Zukunftsaussichten beim Wachstum sind also schlecht, jedoch hat sich die Aktie trotz diesen Gegenwinds die letzten Jahre sehr gut entwickelt und liegt über 10 Jahre fast 500% im Plus – ohne dass die Dividende darin eingerechnet worden wäre.
Die börsennotierte Tochter Sixt Leasing wurde zuletzt gekauft, was gewisse Wertrisiken bei den Gebrauchtwagenwerten minimiert und auch für Cash sorgt um die Krise zu überstehen und in die digitale Strategie der Zukunft zu investieren.
Interessant könnte vor allem für Dividendenjäger die Vorzugsaktie sein, die deutlich unter dem Kurs der Stammaktie notiert und eine relativ hohe Dividendenrendite in der Vergangenheit gezahlt hat. Auch könnte man auf eine Anpassung zwischen den Kursen der Vorzugsaktie und der Stammaktie spekulieren.
Fazit
Sixt ist ein Qualitätsunternehmen mit viel langfristigen Zukunftspotential da, sie von der neuen Mobilitätswelt profitieren sollten, was ihren Markt vergrößert. Kurzfristig gibt es aber erheblichen Gegenwind, was noch nicht alles im Aktienkurs enthalten sein muss. Mehr Pleiten von Konkurrenten könnten Sixt aber helfen, da sie ein last man Standing sein sollten, da die Firma auch politisch in Deutschland gut vernetzt ist und eine Vorzeigefirma ist.
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