Es liegen wieder sehr bewegte Tage an der Börse hinter uns mit sehr hohen Intraday Schwankungen. Dies liegt auch an einer Liquiditätskrise an den Märkten, sowie den Problemen, die ein zu starker US-Dollar global verursachen kann. Dabei gibt es aber auch Anlass zur Hoffnung wie der 3rd year Effect, der besagt, dass im 3. Jahr nach einer Präsidentschaftswahl seit 1950 der US-Markt immer positiv war und auch eine ordentliche Outperformance erzielte.
Auch bietet eine Liquiditätskrise große Chancen (Wie 2008, 2018 und 2020), da Verkäufe nicht aus fundamentaler Sicht erfolgen, sondern wegen gezwungen Verkäufen wegen Margin Calls und einer blinden Flucht in vermeintlich sichere Häfen. Das Problem ist nur, dass man nicht weiß wie lange solche liquiditätsgetriebenen Verkäufe andauern und gerade am Anleihenmarkt ist extrem viel nach unten passiert, was weiteren Stress im System auslösen kann. Von der FED sind daher die ersten gemischten Töne zu vermelden, denn eine Finanzkrise ist auch nicht in deren Interesse. Das zur Zeit alles beherrschende Zins und Inflationsthema könnte daher auch bald in den Hintergrund rücken und durch Themen wie eine Immobilienkrise (Oder etwas anderes) ersetzt werden, wobei die Vorraussetzungen deutlich anders sind als 2008. Es gibt diesmal kein krasses Überangebot und der Arbeitsmarkt ist immer noch stark. Trotzdem ist die Fallhöhe bei den aktuellen Preisen in Immobilienportalen in vielen Gegenden immer noch sehr hoch und man sollte nicht vergessen, dass bei einem ähnlichen Zinsniveau vor 2012 wir ganz andere Preise hatten.
Immobilien sollte man daher aus meiner Sicht weiterhin aktuell noch meiden und auch wenn bei Anleihen und Tagesgeldkonten wieder Zinsen drauf stehen, sind diese real (Nach Inflation) immer noch negativ.
Wenn wir nicht in einer militärische Eskalation schlittern, sollte also spätestens nach dem offiziellen Inflationspeak eine Erholungsrally einsetzten und profitable und günstige Wachstumsaktien bleiben in diesem Umfeld m.E. weiterhin erste Wahl um diese herausfordernden Zeiten zu umschiffen und es gibt auch erste Beispiele wo das funktioniert hat. Dabei hilft es dorthin zu gehen, wo die News gerade sehr schlecht sind, die eigentliche Bewertung aber attraktiv und das Geschäftsmodell und Marke immer noch stark.
Dies war z.B. bei Netflix der Fall, wo das QFMA Modell nun einmal ganz gut funktioniert hat. Nachdem der konzentrierte Hedge Fonds Manager Bill Ackman nach kurzer Zeit wieder ausgestiegen ist, war die Netflix Aktie nach dem fairen KGV unterbewertet und konnte ab August positives Momentum ausweisen. In einem schwachen Markt wurden nun die Quartalszahlen und das Wachstum diese Woche sehr positiv aufgenommen, was zu Kursgewinnen von 60-70% seit dem Tief führte. Durch neue Werbeeinnahmen und weniger Account Sharing, sowie fixen Contentkosten, sollte der Gewinn sich überproportional steigern lassen. Ein Schnäppchen ist die Netflix Aktie aktuell aber nicht mehr unbedingt.
Dies kann man jedoch für Meta / Facebook sagen, die zwar vom Werbemarkt abhängiger ist, aber auch viel Performancemarketing anbietet, weswegen man den enttäuschenden Marktausblick von Snap (Video vom letzten Monat) nicht extrapolieren sollte. Meta hat aber viele Möglichkeiten die Kosten zu senken und auch wenn man mit AR und VR etwas früh dran ist und bisher der Erfolg dort noch überschaubar ist, ist dies zumindest eine Option, die erfolgreich werden kann. Am ehesten im B2B Umfeld für virtuelle Meetings, sowie Gaming kann ich mir erste Erfolge vorstellen und die offene Plattform mit Partnerschaften mit Microsoft und Zoom der wohl richtige Weg. Auch ist Meta die letzte gründergeführte große Aktie und weiterhin ambitioniert, während es bei Apple, Alphabet und selbst Amazon zuletzt bei wirklich neuen Innovationen etwas stiller geworden ist. Auch bietet Meta eine gewisse Absicherung gegen China, da bei einer weiteren Eskalation ein Verbot von Tiktok wie in Indien in den USA gut möglich wird, was natürlich Facebook extrem helfen würde.
Wir werden sehen, was die nächste Woche der Tech Earnings bringt. Wenn diese „gut genug“ sind und auch mit Kursreaktionen wie von Netflix belohnt werden würden, stehen die Chancen m.E. wirklich gut, dass wir zumindest bei US Tech die Tiefs gesehen haben.
Trotzdem bleibt das aktuelle Umfeld sehr herausfordernd und mit viel Unsicherheit behaftet, da die Welt aktuell auch insgesamt eher schlecht als recht geführt wird.
Eine grüne Woche wünscht
Philipp Haas
P.S. die 9. von 12 exklusiven Aktienideen gibt es hier und ein Interview mit einem interessanten Gründer hier.