Die folgende Analyse zu Einhell wurde von Benjamin als Gastautor nach dem fairen KGV erstellt.
Unternehmensfaktoren
Einhell ist ein deutscher Konzern, welcher handgeführte Elektrowerkzeuge, stationäre Werkzeuge und Zubehör, Produkte im Bereich der Garten- und Rasenpflege, sowie der Be- und Entwässerungstechnik vertreibt. Besonderen Fokus liegt dabei auf die Weiterentwicklung des kabellosen Produktsortiments in Form des Power X-Change Akku-Systems. Mit diesen können unterschiedliche Geräte von Einhell kabellos mit denselben Akkus betrieben werden. In diesem Bereich möchte Einhell Marktführer werden. Größter Konkurrenten hierbei sind in Deutschland Bosch und Makita, welche ein ähnliches System anbietet, allerdings zu einem höheren Preis. Im Gegensatz zu Bosch ist es bei Einhell und Makita sogar möglich die Akkus für größere Geräte (z. B. Rasenmäher) zu verwenden, man benötigt dann einfach zwei dieser Akkus. Bei Bosch hingegen wird ein zusätzlicher größerer Akku benötigt.
Einhell legt großen Fokus auf die Marke und möchte den Bekanntheitsgrad nach eigenen Aussagen weiter stark steigern. In den letzten Jahren ist ihnen dies auch gelungen, weshalb der Konzern stetig wachsen konnte. Beim Besuch eines Obi-Baumarkts ist mir vor kurzem auch sofort ein riesiges Regal mit Einhellprodukten ins Auge gefallen. Das Design mit der auffälligen roten Farbe sticht dabei sofort heraus und kann somit gut auf die Kunden ansprechen.
Der weltweite Wettbewerb ist allerdings hart umkämpft. Die Top-5 in dieser Branche (nach Umsatz 2019) sind:
- – Stanley Black & Decker (USA – Umsatz 2019 ca. 8,97 Milliarden Euro)
- – TTI Power Equipment (China – Umsatz 2019 ca. 6,10 Milliarden Euro)
- – Hilti (Lichtenstein – Umsatz 2019 ca. 5,40 Milliarden Euro)
- – Bosch (Deutschland – Umsatz 2019 ca. 4,60 Milliarden Euro)
- – Makita (Japan – Umsatz 2019 ca. 4,00 Milliarden Euro)(Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/426019/umfrage/wichtige-elektrowerkzeughersteller-nach-umsatz-weltweit/)Einhell ist mit einem Umsatz von 0,60 Milliarden Euro im Jahr 2019 weit dahinter. Vergleicht man aber die Preise für ähnliche Geräte, sind die von Einhell oft (viel) günstiger als bei der Konkurrenz. Im Bereich der Akkugeräten gehört Einhell in Deutschland auch deshalb bereits zu den Top 3 neben Bosch und Makita. Im Bereich der Gartengeräte befinden sie sich sogar auf den ersten Rang.Sucht man zudem z. B. auf Amazon nach Einhellgeräten, fällt sofort auf, dass diese trotzdem sehr gute Durchschnittsbewertungen (zwischen 4 und 5 Sternen) erhalten. Ich selbst habe mir vor kurzem ein Akkuschlagbohrer von Einhell gekauft, mit welchem ich ebenfalls sehr zufrieden bin. Ausschlaggebend war für mich der günstige Preis (etwa halb so teuer wie z. B. ähnliche Bosch-Produkte) und die guten Bewertungen. Da ich aber alles andere als ein Handwerker bin (nicht einmal ein Hobbyhandwerker), würde ich in diesem Bereich eher den Bewertungen auf Amazon vertrauen als meiner.Zusammenfassend sind das Produkt und der Markt gut. Dafür gibt es Abzug beim Geschäftsmodell und dem Wettbewerbsvorteil:Produkt: 8 Geschäftsmodell: 6 Marke: 8 Wettbewerbsvorteil: 6
Markt
Der Wettbewerb ist, wie oben bereits erwähnt, relativ groß. Der Marktanteil von Einhell ist dabei noch gering.
Natürlich müssen die Geräte gewisse Sicherheitsvorschriften einhalten, aber die Marktgefahr aufgrund von Regulierungen etc. ist als gering einzuschätzen. Auch ist der Markt nicht so extrem zyklisch, wie die aktuelle Corona-Pandemie zeigt. Laut einer Ad-hoc-Mitteilung vom 16.06.2020 liegen die Umsätze zwischen Januar und Mai trotz Corona auf Vorjahresniveau.
Die Marktgröße ist zudem nicht zu unterschätzen, da weltweit (zumindest in den Industrienationen) viele Haushalte mehrere solcher Geräte besitzen. Neben den Geräten selbst, kann auch mit den Akkus Geld verdient werden, da diese in der Regel nicht solange halten, wie das Gerät selbst.
Das Marktwachstum liegt im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich und kann somit als solide angesehen werden.
Daraus ergeben sich folgende Bewertungen: Marktgröße: 8
Marktwachstum: 6
Wettbewerb: 5
Zyklik/Regulierung: 7
Softfaktoren
Die vier Vorstände (Vorstandsvorsitzender, Vorstand Finanzen, Vorstand Technik und Vorstand IT und Digitalisierung) sind allesamt seit über 10 Jahren für Einhell tätig.
Der Neffe (Josef Thannhuber) des Firmengründers (Hans Einhell – Gründung 1964) hatte bis 2003 insgesamt etwa 40 Jahre die Leitung des Konzerns inne, bevor er den neuen Vorstandsvorsitzenden Andreas Kroiss benannte. Dieser ist nun bereits etwa 17 Jahre auf seinem aktuellen Posten.
Es gehören allerdings noch knapp über 50% der Aktien der Familie Thannhuber. Diese Kontinuität mit der Gründerfamilie als Großaktionär gefällt mir sehr gut, da diese in der Regel einen langfristigen Erfolg als Ziel haben und nicht auf den kurzfristigen Gewinn aus sind.
Die Aktien sind dabei aufgeteilt in Stamm- und Vorzugsaktien, wobei nur die Vorzugsaktien frei handelbar sind und dafür eine etwas höhere Dividende versprechen.
Die Strategie eine starke Marke aufzubauen, welche alle wichtigen Geräte in dieser Branche abdeckt und zu einem im Marktvergleich günstigen Preis mit hoher Qualität anbietet, gefällt mir zum einen sehr gut. Allerdings haben sie dafür keine Preismacht. Würde Einhell mit den Preisen anziehen, um mehr Gewinn zu erwirtschaften, würde dies mit relativ hoher Sicherheit auch größere Marktanteile kosten.
Daraus ergeben sich folgende Bewertungen: Management: 8
Strategie: 8
Kultur: 8
Nachhaltigkeit: 7
Finanzen
Das Umsatzwachstum lag in den letzten 5 Jahren bei knapp 8 % (pro Jahr). Somit ist Einhell schneller als die Branche gewachsen. Seit letztem Jahr hat Einhell den Vertrieb in den USA begonnen und möchte nun in Südafrika und Thailand Fuß fassen. Hier besteht zusätzliches Wachstumspotential. Dass Einhell beim Erschließen neuer Länder gewisse Kompetenzen hat, haben sie bereits in der Vergangenheit gezeigt. So kommen inzwischen weniger als 50 % des Umsatzes aus der Kernregion (Deutschland, Österreich, Schweiz) und alle Regionen (D/A/CH, Westeuropa, Osteuropa, Übersee und übrige Länder) arbeiten dabei profitabel.
Anhand der verschiedenen Tochtergesellschaften ist die weltweite Präsenz von Einhell gut zu erkennen:
(Quelle: Einhell Geschäftsbericht 2019)
Die EBIT-Marge ist natürlich in diesem Geschäft gering. Einhell konnte diese allerdings in den letzten Jahren von etwas über 2% auf über 5% steigern. In Kombination mit dem Umsatzwachstum konnte Einhell das EBIT in den letzten 5 Jahren von 8,4 Mio. Euro auf 35,0 Mio. Euro steigern (ca. 320%). Der Aktienkurs hingegen ist im Vergleich in dieser Zeit „nur“ um ca. 120% gestiegen. Er lag zwar zwischenzeitlich bereits höher (über 100 Euro), ist danach aber wieder eingebrochen. Ein ähnliches |
Gewinnwachstum in den nächsten Jahren erwarte ich allerdings nicht, da ich zwar davon ausgehe, dass die Umsätze mit einer hohen Wahrscheinlichkeit weiter steigen werden, aber eine Verbesserung der EBIT-Marge in diesem Umfang halte ich für sehr unrealistisch.Die Bilanz ist sehr gesund, auch wenn ein großer Teil der kurzfristigen Vermögenswerte in Vorräten liegt. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten belaufen sich auf weniger als die Hälfte der kurzfristigen Vermögenswerte und die langfristigen Finanzverbindlichkeiten können mit weniger als einem Jahresgewinn zurückgezahlt werden. |
Daraus ergeben sich folgende Bewertungen: Umsatzwachstum: 8
Gewinnwachstum: 8
EBIT-Marge: 5
Bilanz: 8
FAZIT
Gesamtnote: 7,125→Faires KGV: 16
Aktuelles KGV (Gewinn 2019): 68€/6,44€ = 10,56 Upside potential zum „fairen KGV“: 51,5%
P.S:
Wenn du auch gerne einmal eine Analyse erstellen möchtest, nimm gerne mit mir Kontakt auf.