Was bislang utopisch klang und selbst Elon Musk mit Tesla noch nicht offiziell anpeilt könnte aber schneller Realität werden, als so mancher glaubt: Flugtaxis. Vor allem wenn man Flugtaxis nicht als Privatflugzeuge sieht, sondern als Alternative zu Helikoptern, können diese dank niedrigeren Kosten und geringeren Geräuschen in einigen Anwendungsfeldern schnell Helikopter ersetzten. Deswegen forscht auch Airbus daran, aber wie so oft kommt wohl die echte Innovation von neuen Start-Ups. In Deutschland konnte zuletzt Lillium aus München mit einer für Deutschland sehr hohen Finanzierungsrunde von 240 Mio. USD Schlagzeilen machen, die eine Bewertung um die 750 Mio. USD impliziert.
Technologisch weiter sowie investierbarer, scheint aber Ehang aus China zu sein. Diese verkaufen bereits kommerzielle Produkte und konnten für ihren Ehang 216 die erste Flugerlaubnis in den USA für ein FAA erhalten und auch in Norwegen und Spanien wird seit Anfang 2020 getestet. Dies zeigt, dass Ehang sich einen gewissen technischen Vorsprung aufgebaut hat, zumindest bei der ersten Kommerzialisierung, da viele andere Start.Ups noch in der Prototypenphase sind.
Ehang will außerdem nicht Spielzeuge für Reiche anbieten, sondern ein gesamtes Ökosystem schaffen und da eng mit lokalen Behörden zusammen arbeiten. So soll es Ladestationen und einen Kontrollzentrum geben und das Ziel ist es unbemannte fixe Verbindungen zwischen verschiedenen Landing Pads anzubieten. Ähnlich wie Uber, nur man kann nur von bestimmten Plätzen starten und landen. Damit das funktioniert muss es natürlich genug geben und anfangs werden die Anwendungsfelder noch nicht so groß sein. Aber um festlandnahe Inseln besser anzubinden könnte Ehang schon bald einen wertvollen Beitrag leisten.
Die Produkte erscheinen mit um die 300-400.000 USD auch nicht zu teuer. Das Geschäftsmodell ist aber mehr der das Produktverkaufs an staatliche Stellen was wenig attraktiv ist. Auch ist die Marke noch relativ unbekannt und viele Kunden müssen erst die Angst überwinden in ein solches Gefährt einzusteigen.
Der Markt für Airtaxis
Morgan Stanley prognostiziert in typischer Investment Bank Manier einen Markt von 1500 Mrd. USD für Airtaxis in 2040. Dies ist natürlich schwer zu sagen, aber dass das Potential bei dem passenden funktionierenden Produkt gigantisch ist, dürfte klar sein. Flugtaxis kommen dem Menschheitstraum vom Fliegen schon sehr nahe und auch viele Städte die aus allen Nähten platzen dürften Flugtaxis willkommen sein, da sie Staus senken und eine Stadt auch deshalb lebenswerter machen könnten, dass mehr Menschen außerhalb ihr wohnen könnten, was auch wieder den Immobilienmarkt entspannen könnte.
Ein großer Markt zieht natürlich auch viel Konkurrenten an, jedoch ist Ehang die einzige Firma, die es an die Börse bisher geschafft hat. Neben den bereits erwähnten Airbus und Lilium sind auch Volocopter, Boeing, Bell Helicopter und Joby Aviation (Toyota) zu nennen. Nach Angaben aus dem White Paper von Ehang ist aber nur diese Firma bereits in der Produktion von kommerziellen Produkten.
Da der Markt so groß sein kann, wird dies auch kein winner-takes-it all Markt, da unterschiedliche Technologien unterschiedliche Vor- und Nachteile haben. China ist aber prädestiniert in diesem Bereich zum ersten Mal in einem Zukunftsfeld den Weltmarktführer herauszubringen. Einerseits sind Drohnenfirmen wie DJI dort angesiedelt, aber China ist auch stark in Batterientechnologie und Konsumerelektronik, sowie zählen Einwände von Einwohnern nur wenig.
Allerdings ist klar, dass in dem Markt für Flugtaxis nichts ohne staatliche Stellen gehen wird, was ein Risiko darstellt.
Kultur / Strategie
Ehang wurde von Huazhi Hu gegründet, der mit überschaubaren Mitteln schon relativ weit gekommen ist. Es ist jedoch klar, dass auch der chinesische Staat hinter diesem Technologieunternehmen steht und direkt oder indirekt Einfluß ausübt. Als positiv zu werten ist aber, dass Ehang bereits jetzt auch außerhalb Chinas Kontakte aufbauen konnte und testen kann, was auch die Technolgie zu einem gewissen Grade validiert.
Finanzen
Ehang möchte in 2020 trotz Corona mit über 200% wachsen. Zuletzt waren es nur 80%, aber diese Zahlen haben aufgrund der geringen Basis natürlich eine geringe Aussagekraft. Auch sind die Verluste für eine Hardwarefirma die an einem so großen Thema dran ist gar nicht so groß, was einen fast mistrauisch werden lässt, denn Konkurrenten verbrennen hier sicherlich mehr Geld, was man auch als einen Wettbewerbsvorteil von Ehang sehen kann. Ingenieure kosten in China immer noch ein Bruchteil von dem was in Seattle oder München aufgerufen wird.
Analysten erwarten, dass Ehang schon 2021 signifikant profitabel wird, was man aber mit Vorsicht genießen sollte.
Chart
Ehang hat sich seit dem Börsengang kaum nach oben bewegt und die Aktie hat sich zwischen 9-15 USD bewegt. Wenn sich das Wachstum im Auftragseingang auch in den Finanzzahlen wiederspiegelt und die Aktie mehr Aufmerksamkeit bekommt, da sie ja durchaus ein Hypethema abdeckt, könnte es zu einem Aufwärtstrend kommen, der aber derzeit noch nicht absehbar ist.
Fazit ehang: Ein klarer Kauf für Wachstumsinvestoren die keine Angst vor China haben.
Das Thema Flugtaxis regt die Phantasie an und sollte mit aller Wahrscheinlichkeit in dieser Dekade den Durchbruch bekommen. Aktuell gibt es natürlich ein hohes technologisches Risiko und wenn Flugtaxis Traktion bekommen, werden viele weitere Firmen entstehen und untergehen. Ehang ist aber derzeit die einzige Firma in die man als Pure Play investieren kann um das Thema abzudecken. Dies könnte alleine ein Grund sein für ein Investment.
Wenn man den Erwartungen für 2021 glaubt (Was ich nicht unbedingt tue) wäre das KGV bei um die 10, was extrem günstig erscheint. Alleine schwarze Zahlen sollten für eine deutlich höhere Firmenbewertung ausreichen, denn knapp 600 Mio. USD erscheinen für einen solchen Anbieter aus einer Venture Capital Brille nicht viel, da die Firma definitiv einer wenn nicht sogar der Technologieführer ist.
Ich habe daher in meinem Wachstumsdepot eine kleinere Position zum beobachten gekauft, da es bei Wikifolio nicht handelbar ist.