Bertrandt ist ein in Deutschland führender Dienstleister für die Automobilindustrie, indem man ausgelagerte Projekte bearbeitet und Mitarbeiter bei Industrieunternehmen platziert.
Produkt, Marke und Geschäftsmodell von Bertrandt
Bertrandt ist eine Beratungsfirma für die deutsche Automobil und Flugzeugindustrie und „verleiht“ Mitarbeiter an den Kunden oder übernimmt erfolgsabhängige Werkverträge, wo für vorher definierte Projektziele Mitarbeiter oft an eigenen Büros am Kundenstandort abgestellt werden.
Die Mitarbeiter sind dabei bei Bertrandt fest angestellt, können jedoch meist leichter entlassen werden, als bei großen Industrieunternehmen, weswegen sie auch nicht bei allen Ingenieuren so beliebt sind. Auf das Gehalt des Mitarbeiters wird dann 30-100% aufgeschlagen, was als Gewinn und Verwaltung von Bertrandt dient.
Bertrandt ist dabei in drei Sparten in der Automobil und Luftfahrtbranche tätig:
- Digital Engineering
- Physical Engineering
- Elektronik
Die Marktstellung von Bertrandt ist gut, denn man ist in Deutschland einer der Marktführer und alle großen OEM´s gehören zu den Kunden. Europaweit sind Firmen wie Alten oder Altran jedoch noch größer, die aber bisher nicht als einer der beliebtesten Arbeitgeber in Deutschland für Ingenieure ausgezeichnet worden sind (Platz 91). Der Fokus auf die Automobilindustrie ist Fluch und Segen zugleich, da es die Abhängigkeit erhöht, aber auch die Kompetenz dort steigert.
Das Geschäftsmodell von Bertrandt hängt von der Gewinnung und Pflege guter Mitarbeiter ab, sowie von guten Kontakten der Business Managern zu Abteilungsleitern. Für die Profitabilität ist es außerdem entscheidend hohe Preise zu erzielen und nicht zu hohe Gehälter zu zahlen. Die Marke ist bei deutschen Ingenieuren bekannt, was ein leichter Vorteil bei der Anwerbung darstellt. Sonst gibt es in diesem B2B Geschäft kaum nachhaltige Wettbewerbsvorteile, da Mitarbeiter übernommen werden und Projekte ausgeschrieben werden, wovon dann das günstigste gewinnt.
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Markt, Wettbewerb und Marktperspektive der Bertrandt Aktie
Der deutschen Automobilindustrie geht es wieder gut. Vor allem die Premiumhersteller BMW und Daimler profitieren davon, dass in den Emerging Markets die Kaufkraft steigt und diese Wert auf Marken und Qualität legen, woran auch kurzfristige Probleme in China nichts ändern. Auch gibt es durch die anstehende Transformation zu alternativen Antrieben viel zu tun für die Autohersteller, was wiederum Dienstleistern wie Bertrandt Arbeit und Aufträge beschert. Auch so führen kürzere Modelzyklen zu mehr Forschungsausgaben, die alleine bei den großen Drei in Deutschland über 20 Mrd. Euro betragen. Und auch die Flugzeugindustrie meldet steigenden Bedarf die nächsten Jahrzehnte.
Allerdings haben die Anzahl externer Mitarbeiter und Projektmitarbeiter bei den Premiumhersteller inzwischen Ausmaße erlangt, wo sich Wiederstand bei den Gewerkschaften bildet, die immer noch ein großer Machthebel in dieser Industrie sind. Der Trend wird daher wohl weg von Arbeitnehmerüberlassung (Qualifizierte Leiharbeit) hin zu Werkverträgen gehen, die riskanter rund komplizierter sind, aber auch höhere Margen haben.
Der Wettbewerb in der Dienstleisterbranche ist enorm, da sie Eintrittsbarrieren extrem niedrig sind und es viel von persönlichen Kontakten zu Abteilungsleitern abhängt, sowie Kontakt zu den passenden Ingenieuren. Dies führt auch dazu, dass oft sehr gute Mitarbeiter Unternehmen wie Bertrandt verlassen und selber eine der vielen Zuliefererfirmen gründen, da das benötigte Kapital gering ist.
Das Geschäftsmodel der externen Dienstleister macht zu einem gewissen Grad Sinn, da man so kurzfristig schnell Projekte zu Ende bringen kann und die Auslastung erhöhen kann. Denn nicht alle Industrien und Firmen investieren zum gleichen Zeitpunkt, weswegen Mitarbeiter von Bertrandt bei einer Krise in der Automobilindustrie in anderen Branchen eingesetzt werden, oder auch gefeuert werden, was aber weniger für Schlagzeilen sorgt, als wenn beispielsweise BMW das tut. In Frankreich beispielsweise sind diese Beratungsunternehmen als Arbeitgeber sogar beliebter, als die Industrieunternehmen, da die Mitarbeiter mehr verschiedene Dinge lernen und oft besser qualifiziert sind, was in Deutschland, zumindest bei den großen Marken noch nicht der Fall ist. Dieser Trend könnte aber zu einer Verbesserung der Marktstellung von Dienstleistern wie Bertrandt führen. Zu den Wettbewerbern gehören Firmen wie Ferchau, Semcon, Alten und Altran.
Allgemein ist man aber ein Zykliker, der überproportional von Booms profitiert und bei Krisen leidet, da externe Mitarbeiter als erstes freigesetzt werden.
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Management, Strategie, Investor Relations und Unternehmenskultur der Bertrandt Aktie
Das Unternehmen wurde 1974 von Harry Bertrandt in Baden-Württemberg gegründet, der aber das Unternehmen nicht mehr operativ führt, sondern Dietmar Bichler seit 2001. Bichler hat Fahrzeugtechnik an der FH Ulm studiert und bereits 1982 seine Karriere im Konzern begonnen. Er hat zuletzt im großen Stil Aktien verkauft, was ein schlechtes Zeichen ist. Vor allem Porsche und die LBBW sind signifikant am Unternehmen beteiligt, wobei Ersteres wohl nicht ideal ist, da Bertrandt fehlende Unabhängigkeit von seinen Kunden vorgeworfen werden kann.
Die Unternehmenskultur dürfte aber nicht schlecht sein, da man ein beliebter Arbeitgeber ist und auch die Investor Relations Unterlagen machen einen guten Eindruck.
Bertrandt setzt weiter darauf nah beim Kunden technische Infrastruktur aufzubauen, was die Eintrittsbarrieren für Konkurrenten erhöht. Auch investiert man in die Kompetenz seiner Mitarbeiter über das Bertrandt Wissensportal und versucht sich stärker als beliebter Arbeitgeber zu positionieren.
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Wachstum und Margen der Bertrandt Aktie
Der Industrie geht es derzeit sehr gut, was man an der EBIT Marge von knapp 10% und der Verdoppelung des Umsatzes seit 2009 erkennen kann. Dabei ist dies einerseits dem Trend zum Outsourcing und der hohen technologischen Bedeutung der deutschen Industrie geschuldet, aber auch dem positiven Zyklus in 2014. Des Geschäftsmodell von Bertrands ist aber kalkulierbar und auch die Margen einigermaßen steuerbar, auch wenn langfristig aufgrund der niedrigen Eintrittsbarrieren keine durchschnittlichen Ebitmarge von über 7% erwirtschaftet werden sollten. Der größte Kostenblock sind die Gehälter und gute Mitarbeiter werden oft vom Kunden übernommen oder für ein höheres Gehalt abgeworben was dann höhere Margen verhindert.
Aber auch 2015 konnte der Umsatz weiter gesteigert werden, wobei der Gewinn nicht entsprechend mitziehen konnte.
Jahr | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 |
Umsatz in Mio. | 262,1 | 360,2 | 450,5 | 362,8 | 464,3 | 611,3 | 732,6 | 796,1 | 892,4 |
EBIT in Mio. | 17,6 | 36,9 | 52,0 | 28,9 | 48,9 | 63,7 | 77,1 | 82,6 | 91,6 |
Gewinn in Mio. | 10,1 | 26,1 | 37,1 | 21,7 | 34,6 | 44,1 | 53,1 | 58,0 | 64,0 |
EBIT Marge | 6,72% | 10,24% | 11,55% | 7,95% | 10,54% | 10,42% | 10,53% | 10,38% | 10,26% |
Wachstum | 37,44% | 25,07% | -19,47% | 27,99% | 31,65% | 19,85% | 8,67% | 12,09% | |
Assets in Mio. | 123 | 162 | 214 | 204 | 231 | 280 | 342 | 387 | 446 |
Equity in Mio. | 57 | 74 | 99 | 112 | 132 | 160 | 195 | 230 | 270 |
ROA | 8,19% | 16,10% | 17,33% | 10,63% | 14,96% | 15,77% | 15,51% | 15,00% | 14,36% |
ROE | 17,72% | 35,23% | 37,38% | 19,39% | 26,25% | 27,52% | 27,26% | 25,17% | 23,73% |
# Aktien in T | 10.081 | 10.143 | 10.143 | 10.143 | 10.143 | 10.143 | 10.143 | 10.143 | 10.143 |
Div Rendite | 2,96% | 0,01% | 5,60% | 6,08% | 3,94% | 3,69% | 4,19% | 2,86% | 2,30% |
Kurs Jahrende | 12,88 | 29,50 | 17,39 | 21,90 | 55,11 | 50,71 | 75,75 | 111,00 | 115,00 |
Börsenwert in Mio. | 130 | 299 | 176 | 222 | 559 | 514 | 768 | 1.126 | 1.166 |
KGV | 12,8 | 11,5 | 4,8 | 10,2 | 16,2 | 11,7 | 14,5 | 19,4 | 18,2 |
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investresearch Bewertung der Bertrandt Aktie für den Investor
Die Bertrand Aktie ist ein Zykliker, den man aber bei einer schwachen Konjunktur kaufen sollte. Kurzfristig stehen aber viele Probleme an, Abkühlen von china, BMW 100 Jähriges Jubiläum und VW Abgasskandal, weswegen man die Bertrands Aktie erstmal meiden sollte.
6,4/10
=> Faires KGV: 12
Aktienkurs Bertrandt
Bertrandt: 1 Jahr
Kursanbieter:
Name | BERTRANDT AG O.N. |
ISIN | DE0005232805 |
WKN | 523280 |
Kürzel | BDT-XE |
Anlageuniversum | Aktien SDAX |
Faires KGV | 13 |
investresearch Bewertung | 6,6 |
Unternehmensfaktoren | 7 |
Business Model | 6 |
Wettbewerbsvorteil | 6 |
Produktqualität | 7 |
Marke | 7 |
Marktfaktoren | 6 |
Marktwachstum | 7 |
Marktgrösse | 8 |
Wettbewerb | 4 |
Zyklen und Regulierungen | 4 |
Softfaktoren | 6 |
Management | 6 |
Unternehmenskultur | 7 |
Strategie | 7 |
Entrepreneurship | 5 |
Finanzfaktoren | 8 |
ROA | 14,27% |
EBIT Margin | 10,14% |
Umsatzwachstum 5J | N/A |
EBITDA Wachstum 5J | 12,80% |
KGV LTM bei Veröff. | 17,7 |