Die Baltic Classifieds Group (BCG), gelistet an der London Stock Exchange, mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken. Doch die Betreiberin von Online-Kleinanzeigen-Portalen in den baltischen Staaten (Lettland, Estland und Litauen) verfolgt ein Geschäftsmodell, das zu den margenstärksten und robustesten weltweit zählt: Classifieds.
Wie Philip H. von Investor Search betont, handelt es sich hierbei um eine Qualitätsaktie aus Europa mit einem sehr einfach zu verstehenden Geschäftsmodell. Die Attraktivität liegt in den inhärenten Netzwerkeffekten: Angebot und Nachfrage werden zusammengeführt, was zu extrem hohen Margen führt und das Geschäftsmodell nur schwer zerstörbar macht.
Das Geschäftsmodell: Hohe Margen in einem Nischenmarkt
Die BCG deckt die typischen vier Hauptbereiche von Classifieds ab:
- Immobilien (Real Estate): Aktuell der Bereich mit dem größten Wachstumspotenzial (wuchs zuletzt um 20%).
- Autos (Automotive): Aktuell noch der größte Bereich, sah sich aber in letzter Zeit mit Sondereffekten wie Steuererhöhungen konfrontiert, die Transaktionen negativ beeinflussten.
- Jobs und Services (Employment): Der möglicherweise volatilste Bereich.
- Generalisten: Ähnlich wie bei eBay Kleinanzeigen, für kleinere Produkte und allgemeine Güter.
Der entscheidende Vorteil der BCG liegt in ihrer marktbeherrschenden Stellung. In den relativ kleinen Märkten des Baltikums konnte die Gruppe eine Art Quasi-Monopol aufbauen.
„Teilweise sind sie halt eigentlich quasi Monopole, wo sie 30-mal größer sind als die Konkurrenz.“
Diese Dominanz in einem vergleichsweise nischigen Markt bedeutet, dass neue Konkurrenz kaum eine Chance hat. Ein beeindruckendes Maß für die Marktdurchdringung: Die Bewohner des Baltikums besuchen die Webseiten im Schnitt zehnmal pro Monat.
Finanzielle Stärke und Bewertungsattraktivität
Die Finanzkennzahlen der BCG sind außergewöhnlich. Zuletzt wuchs der Umsatz trotz der Sondereffekte im Autobereich um 7%, und der Gewinn legte um 10% zu. Doch der wahre Blickfang ist die Profitabilität:
- EBITDA-Marge: Die BCG erreicht eine EBITDA-Marge von herausragenden 78%. Solche Margen sind selbst bei anderen Classifieds-Vorbildern in Europa kaum zu finden.
- Nettomarge: Die Nettomarge liegt bei fast 60%.
Diese extrem hohen Margen deuten auf die hohe Qualität des Geschäftsmodells hin. Es gab jedoch Kritik, dass hohe Margen ein Zeichen für zu wenig Investitionen sein könnten und dass die Margen nicht unendlich ausgeweitet werden können.
Jüngst stiegen die Operating Costs leicht an, was der Markt zunächst negativ aufnahm. Diese Investitionen sind jedoch notwendig, um relevant zu bleiben, beispielsweise im Bereich Künstliche Intelligenz (AI). Dies führte kurzfristig zu einer „Investorenflucht“ und einem Kursrückgang der Aktie von 40% Year-to-Date (zum Zeitpunkt der Analyse).
Dieser Kursrutsch hat die Bewertung nach Einschätzung von Investor Search wieder auf ein attraktives Niveau gebracht:
„Jetzt würde ich aber sagen, ist sie mehr als fair bewertet.“
Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 17 nach dem Rücksetzer und einem erwarteten 10–12% Gewinnwachstum im nächsten Jahr – insbesondere wenn sich der Autobereich von den Sondereffekten erholt – ergibt sich eine attraktive Perspektive.
Fazit: Qualität mit eingebautem Wachstum
Die Baltic Classifieds Group ist ein Musterbeispiel für die Stärke des Classifieds-Modells in einem geschützten Nischenmarkt. Die Firma ist inzwischen Net Cash, zahlt Dividende (die aus England quellensteuerbefreit ist) und führt Buybacks durch.
Als Fazit wird ein faires KGV von 25 für den europäischen Markt angenommen, wobei das Unternehmen für das nächste Jahr deutlich darunter liegt. Bei einem konservativen Ansatz wird eine jährliche Rendite von rund 15% (Wachstum plus Dividende) als realistisch erachtet, basierend auf dem robusten Geschäftsmodell in einer wirtschaftlichen Erfolgsregion wie dem Baltikum.
Haftungsausschluss: Dies ist keine Anlageberatung oder -empfehlung. Jede Investition birgt Risiken. Die hier dargelegten Informationen dienen ausschließlich zu Informationszwecken.