Aixtron SE ist ein typisches deutsches Maschinenbauunternehmen und zugleich eine spannende Ausnahme: Das Unternehmen kombiniert die typischen Stärken deutscher Maschinenbauer wie hohe technologische Expertise mit den bekannten Herausforderungen eines zyklischen Geschäftsmodells. Obwohl Aixtron ein Hightech-Unternehmen mit starker Marktstellung und zukunftsweisenden Produkten ist, ist die Aktie volatil und spiegelt das Auf und Ab eines zyklischen Geschäfts wider.
Aixtron SE: Technologischer Marktführer mit strategischem Wert
Aixtron ist ein führendes Unternehmen in Nischenmärkten, insbesondere in der Entwicklung von Hightech-Anlagen für die Produktion von LEDs, Leistungselektronik und anderen optoelektronischen Komponenten. Ursprünglich gab es Pläne, Aixtron von einem chinesischen Unternehmen übernehmen zu lassen, was jedoch durch regulatorische Eingriffe blockiert wurde. Die Firma hat demnach nicht nur finanziellen Wert, sondern auch strategische Bedeutung für Deutschland und Europa.
Finanzkennzahlen und Bewertung
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 15 für das kommende Jahr und einem soliden Chartbild um die 15-Euro-Unterstützungsmarke ist Aixtron für technische Investoren interessant. Das Unternehmen konnte seit 2019 seinen Umsatz mehr als verdoppeln und dabei eine bemerkenswerte Nettomarge von 18 % erzielen, was im Maschinenbausektor außergewöhnlich ist. Diese Margen und die starke Bilanz stützen Aixtron und positionieren das Unternehmen als „halbes Qualitätsunternehmen“ – allerdings eines mit stark zyklischem Geschäftsmodell.
Wachstumspotenziale und Herausforderungen in Zukunftsmärkten
Aixtron wächst insbesondere durch Nachfrage aus der Elektromobilität und der Produktion von Siliziumkarbid-Bauteilen, die zunehmend in der Automobilindustrie eingesetzt werden. Der Umsatz stieg 2023 um 36 %, während der Nettogewinn um 45 % auf 145 Millionen Euro kletterte. Eine neue Produktionsstätte in Italien zeigt das Bestreben, die Kapazitäten weiter auszubauen.
Für 2024 wird jedoch ein leichter Rückgang des Umsatzes erwartet, da Aixtron seine Prognosen kürzlich korrigieren musste. Ein Hauptgrund ist der Rückgang im Solarsegment, das auch für Aixtron eine zyklische Abhängigkeit zeigt. Aixtrons CEO, Dr. Felix Grawert, bringt als ehemaliger Berater bei McKinsey und Manager bei Infineon strategische und technische Erfahrung mit, was für ein solides Management und ein dynamisches Verständnis des Geschäfts spricht.
Geografische Diversifizierung und After-Sales-Potenzial
Aixtron generiert über 50 % seines Umsatzes in Asien und etwa 20 % in den USA – weniger als ein Drittel der Einnahmen kommt aus Deutschland. Die geografische Diversifizierung macht Aixtron weniger abhängig vom deutschen Markt und eröffnet Zugang zu den wichtigen Wachstumsregionen für Hightech-Produkte. Auch im After-Sales-Bereich wächst Aixtron kontinuierlich und generiert stabile und margenstarke Umsätze, was das Unternehmen unabhängiger von zyklischen Schwankungen macht.
Technologische Nischenmärkte und Zukunftsindustrien
Aixtron’s führende Position in kleinen, spezialisierten Märkten wie der Power-Elektronik und LED- sowie Display-Technologie bietet stabile Einnahmequellen in einem Markt, der von wenigen Anbietern dominiert wird. Auch in den Zukunftsmärkten Elektromobilität, 5G und Wireless Communication ist Aixtron gut positioniert, um von der zunehmenden Nachfrage nach schnellen Ladesystemen, Halbleitern und 5G-Infrastruktur zu profitieren.
Fazit: Aixtron als spekulative Beimischung
Trotz der Risiken, die ein zyklisches Geschäftsmodell mit sich bringt, könnte Aixtron aufgrund der hohen Margen, der starken Marktstellung und der internationalen Diversifizierung eine interessante spekulative Beimischung für ein Portfolio sein. Das aktuelle KGV von 15, die attraktiven Margen und die guten Finanzkennzahlen bieten Anhaltspunkte für eine moderate Erholung der Aktie, die bereits über 60 % seit den Höchstständen verloren hat. Langfristig könnte Aixtron dank der technologischen Marktstellung von einem erneuten Hype in den Wachstumsindustrien profitieren.